Ende 2014 übernahm die französische Großbank BNP Paribas die DAB Bank und somit auch die österreichische direktanlage.at. Im Sommer 2015 erfolgte dann das Rebranding zur Hello Bank und die Vorstellung eines ehrgeizigen Plans. Der Direktbroker, der zudem eine der größten heimischen Fondsplattformen anbietet, soll zur digitalen Vollbank umgerüstet werden – mit einem jährlichen Wachstumsziel von 20.000 Neukunden.

Ende April dieses Jahres kam dann die überraschende Nachricht, dass Ernst Huber, langjähriger Vorstandsvorsitzender, wegen "Auffassungsunterschieden" die Bank verlässt. Auf Huber folgte Gérard Derszteler. Der 48-jährige Diplom-Informatiker verantwortete bei BNP Paribas Personal Investors in Deutschland seit 2013 die Bereiche Marketing, Produktmanagement und Business Development. In der aktuellen Heftausgabe von FONDS professionell erklärt der neue Vorstandschef gemeinsam mit Walter Larionows, Direktor und Bereichsleiter des B2B-Geschäfts, wie die Neupositionierung der Hello Bank ablaufen soll.

Derszteler stellt dabei klar, dass die Probleme, mit denen die Banken zu kämpfen haben, mittlerweile in ganz Europa die gleichen sind. "Wir bekommen das über unsere Muttergesellschaft BNP Paribas sehr gut mit. Die Bank ist etwa in Frankreich, Italien, Belgien und Luxemburg relativ groß, und in all diesen gesättigten Märkten sehen wir dieselben Herausforderungen. Es gibt überall zu viele Filialen, die Menschen gehen allerdings immer seltener dorthin. Alle leiden unter dem Niedrigzinsumfeld. Und ich glaube auch nicht, dass sich an diesem Umstand so schnell etwas ändern wird", erklärt Derszteler.

In Österreich kommt laut dem neuen Vorstandschef hinzu, dass das Land klein ist, dadurch hat man gerade im Privatkundenbereich zu kämpfen: "Im margenschwachen Retailbanking muss man schließlich viel über die Masse machen. In einem kleinen Markt tut man sich allerdings naturgemäß schwerer, viele Kunden zu gewinnen. Noch dazu ist der Aufwand in vielen Bereichen derselbe wie in einem größeren Markt. Wenn man etwa eine App programmieren lässt, ist es am Ende egal, ob diese für 8.000, 800.000 oder eine Million Kunden ist, der Aufwand bleibt gleich."

"Kundenzahl nicht das maßgebliche Ziel"
Demensprechend schwierig wird es, in Österreich die ehrgeizigen Wachstumsziele zu erreichen. Das Ziel der Hello Bank lautete schließlich, 20.000 Neukunden pro Jahr zu gewinnen und den bisherigen Direktbroker zum digitalen Vollanbieter auszubauen. Natürlich profitiert die Bank dabei von dem Umstand, dass es durch das Brokerage bereits eine breite Kundenbasis gab. Nun will man laut Derszteler jedoch weiter wachsen und sich aus dem Dasein des Nischenanbieters befreien.

Dabei betont der Vorstandsvorsitzende, dass man das Brokerage nicht aufgeben, sondern als Kern der Bank "DNA" weiterentwickeln werde. Aktuell zeigt er sich mit den Wachstumszahlen zufrieden und erklärt weiter: "Unser Ziel liegt bei 20.000 neuen Kunden pro Jahr, und aktuell sieht es so aus, als ob wir dieses Ziel erreichen würden. Wir konnten bis zum Halbjahr bereits an die 12.000 neue Kunden gewinnen. Natürlich ist für uns am Ende die Kundenzahl nicht das maßgebliche Ziel. Wir wollen als Gruppe schon auch profitabel wachsen. Über Tagesgeldangebote zu wachsen, was wir ja machen und was auch gut funktioniert, ist im aktuellen Zinsumfeld leicht, da kommen schnell größere Volumen zusammen. Daran allerdings als Bank Spaß zu haben ist natürlich nicht mehr ganz so einfach."

"Insgesamt sind ein paar tausend Kunden zu uns gewechselt"
Ein nicht unwesentlicher Vorteil für die Hellobank war, dass die Erste Bank Ende 2015 ihren Online-Broker „Brokerjet“ eingestellt hat und sich somit auf einen Schlag 37.000 Kunden nach einer neuen Lösung umsehen mussten, sofern sie nicht automatisch in die neue Onlineplattform „George“ übernommen werden wollten. So gibt auch Derszteler offen zu: "Da hat sich vergangenes Jahr die zeitliche Komponente wirklich gefügt, da die Ankündigung des Mitbewerbers genau mit unserer Werbeoffensive rund um das Rebranding zusammenfiel.  Wir waren somit sehr präsent und das hat sich positiv ausgewirkt. Wir konnten viele Anleger überzeugen und Kunden mit vielen Assets gewinnen. Insgesamt sind ein paar tausend Kunden zu uns gewechselt.“

Und Walter Larionows, Direktor und Bereichsleiter für das B2B-Geschäft erklärt in diesem Zusammenhang weiter: "Dies betraf vorwiegend den B2C-Bereich, es sind allerdings auch einige B2B-Partner zu uns gewechselt. Einige haben Brokerjet für spezielle Nischen oder den US-Markt genutzt. Insgesamt konnten wir dadurch einige Millionen Euro an neuem Volumen generieren." (gp)


Das vollständige Interview mit Gérard Derszteler und Walter Larionows finden Sie der aktuellen Heftausgabe 3/2016 von FONDS professionell.