Das Private-Equity-Unternehmen Kitzventure, das Kleinanlegern Nachrangdarlehen von Start-ups verkaufte, hatte Anfang der Woche Besuch von Beamten des Tiroler Landeskriminalamtes. Das berichtet die "Tiroler Tageszeitung" (TT).

"Die Hausdurchsuchung fand im Rahmen des laufenden Ermittlungsverfahrens statt. Das ist ein normaler Vorgang, der von uns auch so erwartet wurde", erklärte ein Kitzventure-Sprecher gegenüber FONDS professionell ONLINE. Nach welchen Unterlagen konkret gesucht wurde, sagte er nicht.

Hauptverhandlung mit VKI für September angesetzt
Gegen Kitzventure sind drei Verfahren offen: Zum einen das zivilrechtliche Verfahren mit dem VKI – hier soll die Hauptverhandlung im September stattfinden, wie der Sprecher sagt. Weiters läuft das verwaltungsrechtliche Verfahren, das die Finanzaufsicht FMA wegen irreführender Werbung angestrengt hat. Bei Kitzventure erwartet man, dass dieses nach dem Sommer im September fortgeführt wird.

Drittens laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aufgrund einer Anzeige der FMA. Im Rahmen dieser kam es nun zur Durchsuchung der Firmenrämlichkeiten in Kitzbühel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des schweren Betruges im Zusammenhang mit Zinsversprechen und wegen irreführender Angaben im Kapitalmarktprospekt.

Rückkauf angedacht
Die Annahme von Investorengeldern bleibt bei Kitzventure weiter ausgesetzt. Indirekt bestätigte der Sprecher, dass das Unternehmen die bereits ausgegebenen Anteile wieder von den Anlegern zurückkaufen könnte: "Die letzten Medienberichte sind ja auf einen Rückkauf ausgerichtet. Unser Ziel ist es, dass alle Rechtsfragen beseitigt werden. Und das Rechtliche ist sicher am leichtesten abzuschließen, wenn es keine Geschädigten gibt", sagte der Kitzventure-Vertreter. Ungefähr 200.000 Euro waren von 100 Anlegern eingesammelt worden.

Ende März hat sich das Unternehmen von Geschäftsführer und Hälfte-Eigner Olaf Wittbrodt getrennt, weil die FMA eine Änderung in der Geschäftsführung als unerlässlich ansah. Wittbrodts Anteil übernahm der zweite Gesellschafter, die deutsche Patriarch Trust. Allerdings ist die Bereinigung der Strukturen nicht so einfach: Nach einem Bericht der TT aus dem April ist der Abtretungspreis an Wittbrodt gestundet, bis Kitzventure einen Gewinn von 50.000 Euro ausweist. Bei einer Pleite fallen die Anteile wieder an ihn zurück. Als neuer Geschäftsführer steht nun Patrick Landrock im Impressum, der ehemalige Geschäftsführer der beiden Pleiteunternehmen Getacom und Onsar­i.

Graubereich im Crowdinvesting-Hype
Kitzventure ist mit seinen Nachrangdarlehen in einen Graubereich rund um den Crowd-Investment-Boom gestoßen. Das Alternativfinanzierungsgesetz AltFG aus dem Jahr 2015 schreibt explizit die Ausgabe von Nachrangdarlehen an Privatinvestoren fest. Allerdings müssen die Investments gemäß AltFG unmittelbar in operative Tätigkeiten eines Unternehmens gehen.

Kitzventure hingegen sammelte die Gelder, um sie in diversen Start-ups zu investieren und operiert damit eher wie ein Private-Equity-Fonds. Damit würde das strenge Alternative-Investmentfonds-Manager-Gesetz zum Tragen kommen. Die dafür zuständige FMA verneinte das aber zu Beginn. Schlussendlich griff die Behörde dennoch ein und verhängte eine Geldstrafe wegen irreführender Werbung sowie einem fehlenden Prospekthinweis gemäß § 16 Z 3 iVm § 4 Kapitalmarktgesetz.

Werbung mit 9,75 Prozent "Fixzinssatz"
Kitzventure hatte in einer Werbung "9,75 Prozent Fixzinssatz" in Aussicht gestellt. Der VKI moniert, dass Sparbuchsparer angesprochen wurden und die Formulierung irreführend sei, denn Zinsen sind bei Nachrangdarlehen nur bedingt garantiert. Kitzventure hingegen argumentiert in allen anhängigen Verfahren, Werbung müsse nicht vollständig auf alle Risiken hinweisen. Zudem würden auch klassische Crowdinvestmentplattformen den Privatanlegern Zinsen in ähnlicher Höhe versprechen und die selben Formulierungen dafür verwenden.

Sollte der VKI sich "mit der Argumentation, dass jeder Crowdinvestment-Anleger wie ein Sparbuchsparer behandelt werden solle" durchsetzen, wäre das ein Problem für alle Crowdinvestmentanbieter, heißt es bei Kitzventure. (eml)