Die Meinl Bank will die vergangenen turbulenten Jahre hinter sich lassen und trennt sich dafür von ihrem vielklingenden Namen. Das Institut, das nach dem Platzen des Meinl European Land-Skandals (MEL) im Jahr 2007 noch immer in Rechtsangelegenheiten verstrickt ist, tritt künftig unter dem Namen Anglo Austrian Bank (AAB Bank AG) auf. Kredite sollen nur noch in Zusammenhang mit Wertpapiergeschäften vergeben werden. Der Fokus liegt laut einer Aussendung auf dem Asset Management.

Komplett abschütteln will die neue Bank ihre lange Firmengeschichte aber offenbar im Auftritt doch nicht. Es sollen vor allem Kunden aus den "Staaten der ehemaligen Donaumonarchie" bedient werden, schreibt das Geldhaus, dessen Wurzeln auf das Jahr 1923 zurückgehen. Zu erwähnen ist, dass die Donaumonarchie bereits 1918 endete. Die AAB trage jedenfalls dem starken Wachstum der privaten Vermögen in den Vysegrad Ländern Rechnung; Den Kunden will man "eine Brücke zu den Staaten und Finanzmärkten Westeuropas legen". Abgebaut werden hingegen die Aktivitäten in den GUS Staaten. Es soll weiters ein modernes Online-Banking-System implementiert werden.

"Spuren der Vorgeschichte" noch sichtbar
Nach eigenen Angaben liegt die Bilanzsumme der Bank Ende 2018 bei 273,2 Millionen Euro. Beim Jahresergebnis 2018 steht ein Minus von rund 4,5 Millionen Euro. Darin würden sich "noch letzte Spuren der Vorgeschichte“ spiegeln. Operativ sei die Bank 2018 mit einem Ebit von 1,5 Millionen Euro aber "deutlich positiv“. Die Eigenmittel belaufen sich auf rund 26,5 Millionen Euro. Anglo Austrian verfüge über einen Eigenmittel-Überschuss von rund 14,9 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl wird mit 49 angegeben.

Eine eigene Homepage gibt es offenbar noch nicht – beziehungsweise ist die alte Homepage https://www.meinlbank.com/ noch online. Aufsichtsratschef der neuen Bank ist Julius Lindbergh Meinl V.

MEL-Skandal noch immer nicht abgearbeitet
Die Meinl Bank geriet in Zusammenhang mit der Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL) in die öffentliche Diskussion. Mindestens 100.000 Anleger – meist Privatleute – verloren dabei hohe Summen. Die Behörden ermitteln seit vielen Jahren in der Causa wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue und Kursmanipulation. MEL hat eigene Wertpapiere, die am Markt nicht platziert werden konnten, in hohem Ausmaß mithilfe eines Investmentvehikels selbst gekauft. Die Anleger wussten davon nichts.

Ein vom Landeskriminalamt Niederösterreich ("Soko-Meinl") erstellter Abschlussbericht aus dem Jahr 2018 skizziert einen Schaden für die Aktionäre von 1,69 Milliarden Euro. In der Darstellung der Ermittler wurde der "gesamte Markt getäuscht". Anleger hätten mit Kenntnis der Vorgänge kein Investment getätigt, heißt es. Das Institut selbst moniert, dass die im Rahmen der MEL-Affäre aufgetretenen Kursverluste "skandalisiert" würden. Die Bank weist die Vorwürfe zurück und beklagt, dass nach zehn Jahren Ermittlungen noch keine substanziellen Beweise für ein Fehlverhalten vorliegen. (eml)