Die französische Finanzaufsicht Autorité des Marchés Financiers (AMF) hat ein Berufsverbot für zehn Jahre gegen Bruno Crastes gefordert, den Gründer und Chef der Investmentboutique H2O Asset Management. Zudem plädierte die Behörde in einer Anhörung am Freitag (25.11.) für eine Rekordbuße in Höhe von 75 Millionen Euro gegen das Haus. Crastes selbst wollen die Aufseher zudem mit einer Strafe von 15 Millionen Euro belegen. Drei Millionen Euro Buße drohen dem Investmentchef und Mitgründer von H2O, Vincent Chailley. Dies berichten übereinstimmend mehrere Medien.

Hintergrund der geforderten Strafen sind die Investments von H2O-Fonds in weitgehend illiquide Papiere, die dem Umfeld des schillernden deutschen Investors und ehemaligen Hertha-BSC-Anteilseigners Lars Windhorst zuzurechnen sind. Nachdem durch einen Bericht der "Financial Times" im Sommer 2019 das Ausmaß der Investments breiter bekannt wurde, zogen Anleger Milliarden aus den Fonds ab. Später ordnete die AMF bei manchen Fonds eine Aufteilung in illiquide und liquide Teile an. Die illiquiden Teile sollen aufgelöst werden, doch das Verfahren zieht sich hin.

"Schwerwiegende Defizite"
In der Anhörung des Durchsetzungsausschusses warf ein Behördenvertreter H2O "schwerwiegende Defizite" in den Investmenterfahren vor. Die Gesellschaft sei nicht berechtigt gewesen, mit Publikumsfonds in diesem Umfang in nur wenig liquide Wertpapiere zu investieren. Auch die Rückkaufvereinbarungen, mit denen H2O Wertpapiere an Windhorsts Gruppe zurückgeben wollte, kritisierte der Behördenvertreter. Der Durchsetzungsausschuss der AMF ist ein unabhängiges Gremium, das mit Richtern und Investmentprofis besetzt ist. Sollte der Ausschuss der Forderung folgen, wäre die Strafe in Höhe von 75 Millionen Euro die höchste, die die AMF jemals verhängt hat. Auch die britische Finanzaufsicht FCA untersucht die Vorgänge bei H2O.

In der Anhörung verteidigten die H2O-Gründer sich. Crastes betonte, dass alle Handlungen "im Interesse der Anleger" erfolgt seien. Zudem habe er einen erheblichen Teil seines Privatvermögens in die eigenen Fonds investiert. Das Haus argumentierte zudem, der Bericht der "Financial Times", der die Windhorst-Investments bekannt machte, habe eine Massenflucht der Anleger ausgelöst. Die geforderten Strafen seien "unverhältnismäßig". Das Baus bestritt insbesondere die Vorwürfe der Behörde zu illiquiden Windhorst-Papieren sowie den Rückkaufvereinbarungen. Dies seien "technische Fragen". Zudem träfe Crastes und Chailley keine persönliche Schuld.

Volumenschwund
Die Boutique gehörte zu der Fondstochter der französischen Investmentbank Natixis. Das Institut hatte eine eigene Untersuchung der Vorgänge angestrengt. Die Ergebnisse wurde jedoch nie gänzlich veröffentlicht. Vielmehr leitete die Bank einen Verkauf ihres Anteils an H2O ein. Der Deal wurde nach Verzögerungen in diesem Jahr beschlossen. Die Fonds von H2O hatten in der Vergangenheit mit hohen Gewinnen zahlreiche Kunden gewinnen können. Das verwaltete Vermögen der Boutique war 2019 auf rund 30 Milliarden Euro gewachsen. Dies fiel per Ende Juni 2022 auf 12,3 Milliarden Euro. (ert)