Die Regulierungswelle im Nachgang der Finanzkrise war nicht umsonst, zeigt ein Gutachten der Frankfurter Goethe-Universität im Auftrag des deutschen Bundesfinanzministeriums, über das die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Kernaussage des Papiers ist: Die vielen neuen Vorschriften, darunter höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung von Geldhäusern, haben die Bankenbranche widerstandsfähiger und belastbarer gemacht. Der neue Status Quo reicht dem Bundesfinanzministerium gleichwohl noch nicht.

Laut Gutachten sind die immer noch hohen Bestände an faulen Krediten ein bleibendes Risiko für die Stabilität des europäischen Bankensektors. Im dritten Quartal 2018 betrug das Volumen notleidender Kredite in der gesamten EU rund 820 Milliarden Euro, gegenüber 950 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

Den Gutachtern zufolge fehlt es an vernünftigen Abwicklungssystemen, gerade für systemrelevante Großbanken. Das Bundesfinanzministerium will sich deshalb dafür einsetzen, dass die sogenannten "Bail-in-Puffer", die im europäischen Bankenpaket vorgesehen sind, tatsächlich konsequent aufgebaut werden.

Komplexer sollte es nicht werden
Banken beschweren sich vernehmbar über zusätzliche Regulierungsvorhaben und klagen darüber, dass die Aufsichtsbehörden ihre Geschäftstätigkeit behindern. Diese Einschätzung teilen die Studienautoren nicht. Damit die Branche durch noch mehr aufsichtsrechtliche Vorgaben nicht noch komplexere Anforderungen erfüllen muss, plädieren die Wissenschaftler aber für neue Ansätze in der Regulierung. Sie schlagen unter anderem vor, Kosten und Nutzen des Banken-Stresstests zu prüfen und Geldhäusern verstärkt Anreize zum Aufbau zusätzlicher freiwilliger Kapitalpuffer zu bieten. (fp)