Vorreiter haben es bekanntlich nicht immer leicht. Eine Umweltbank? – Vor rund einer Dekade gefiel diese Idee in der oberösterreichischen Raiffeisengruppe nicht allen. "Wir sind schon grün, wir haben das Lagerhaus", hieß es, als die Raiffeisenbank Gunskirchen im Hausruckviertel ihre Vorstellung vom "Green Banking" bei den sektoralen Kollegen präsentierte.

Doch die Gunskirchener Genossenschafter blieben bei ihrem Vorhaben. 2012 eröffnete das nahe Wels gelegenen Kreditinstitut ihr "Umweltcenter" (UC), eine Bank in der Bank mit einem eigenen, vom allgemeinen Geschäft getrennten Rechnungskreis, die heute einen großen Teil des Wachstums der Raika generiert.

Klassisches Bankgeschäft
Das Prinzip: Jeder Euro, der im Umweltcenter eingenommen wird, wird ausschließlich für nachhaltige Projekte ausgegeben; für erneuerbare Energien, Biolandwirtschaft, faire Mode, soziales Miteinander, ökosoziales Wohnen. "Wir haben uns auf das klassische Bankgeschäft spezialisiert. Menschen, denen die Mittelverwendung wichtig ist, geben uns ihr Geld, und wir geben es ganz traditionell für nachhaltige Finanzierung hinaus", so Kristina Haselgrübler, Leiterin des Umweltcenters, in einem Artikel, der in voller Länge in der aktuellen Heftausgabe von FONDS professionell erschienen ist.

Basis für die Arbeit des Teams ist eine "Umweltgarantie": Das eingesetzte Geld muss der Natur dienen, zur Treibhausgasreduktion beitragen – Atomkraft, Rüstung und anderes wird ausgeschlossen. Potenzielle Kreditnehmer mit problematischen Geschäftspraktiken (Steuerhinterziehung, Absprachen etc.) kommen ebenfalls nicht zum Zug.

Knapp 2.000 Kunden und wachsendes Geschäft
Dieses Konzept, das nicht mit Megarenditen, sondern mit Durchschaubarkeit und "Impact" wirbt, findet einen für eine Regionalbank beachtenswerten Kundenkreis. Knapp 2.000 Personen haben ein grünes Giro- oder Sparkonto im Umweltcenter. Sektoral ist das zwar verschwindend; allein in Oberösterreich gibt es 319.000 Raiffeisenkunden. Für die Genossenschaft in Gunskirchen wird das UC aber zunehmend zum Motor.

Mehr als ein Drittel des Wachstums beim Geschäftsvolumen der Bank wurden im Vorjahr im Umweltcenter erzielt, heißt es. Hubert Pupeter, Vorstandsvorsitzender der Raika Gunskirchen, erwartet, dass der UC-Anteil am gesamten Geschäftsvolumen (Einlagen plus Ausleihungen) heuer in Richtung 15 Prozent geht. Auch das Kundenplus im Jahr 2020 von 7,5 Prozent stamme großteils aus der grünen Schiene. Wobei das Green Banking zusätzlich für eine überregionale Diversifizierung der Kundenstruktur sorgt. "Wir staunen oft selbst, weil Menschen aus der Ferne auf uns aufmerksam werden", so Pupeter. Inzwischen sei Gesamtösterreich das "Einzugsgebiet", ergänzt Haselgrübler.

Von der Zweitbank zur Hauptverbindung
Und die bereits bestehenden Kunden erweisen sich ebenfalls als Wachstumsfaktor: "Wir waren traditionell die Zweitbank. In den letzten Jahren hat sich das gedreht. Kunden, die uns kennengelernt haben, verlegen oft das Girokonto zu uns. Jetzt sind wir tendenziell die Hauptbankverbindung", so Haselgrübler.

Gunskirchen gilt als erste Bank, die ein Konto mit dem Österreichischen Umweltzeichen UZ-49 gelabelt bekam. Dass mittlerweile vereinzelt auch andere, größere Konkurrenten UZ-49-Konten bewerben, löst bei Pupeter keinen "Brotneid" aus, wie er sagt. Im Gegenteil. "Gott sei Dank bieten das jetzt auch andere an. Wir freuen uns über jeden Kunden, aber wir freuen uns auch über jeden Nachahmer. Wenn wir die Klimawende schaffen wollen, dann müssen noch viel mehr Akteure aufspringen", so Pupeter.

Bankgeschäft muss sich verändern
Der Initiator des Umweltcenters hat sich nach eigenen Angaben bereits in den 1990er-Jahren bei der deutschen Umweltbank beteiligt. Er sehe die Notwendigkeit, "das Bankgeschäft in diese Richtung zu verändern".

Mittlerweile funktioniere das UC auch hinsichtlich Profitabilität: "Es ist natürlich überschaubar, aber wir sind rentabel", sagt Pupeter. Nur in den ersten drei Jahren habe man "etwas dazulegen müssen".

Private Banking geplant
Apropos Profite: Einnahmen aus der Wertpapiervermittlung spielen im UC noch kaum eine Rolle, auch wenn die Einleger aufgrund der Niedrigzinssituation vermehrt über Fonds oder Wertpapiere nachdenken. Freilich dürfte gerade das grüne Fondsgeschäft des Institutes künftig kräftig wachsen: Neu am Plan der Raika Gunskirchen steht der Aufbau des Private Bankings, verrät Pupeter. Hier soll hauptsächlich mit Fondslösungen gearbeitet werden. Und man hat Kernwerte fürs Private Banking definiert: "Nachhaltigkeit ist einer davon", sagt Haselgrübler. Der Umweltgedanke aus dem UC fasst also auch in der "gewöhnlichen Bank" Fuß.

Derzeit werden vermögende Kunden "allgemein" mitbetreut. Soeben wurde aber eine eigene Spezialistin aufgenommen. Und auch im Umweltcenter werden Mitarbeiter gesucht, die mit dem Nachhaltigkeitsgedanken etwas anfangen können.

Die anfänglichen Bedenken der Raiffeisen-Kollegen und die Angst vor dem Ausfall der Investitionen seien teils nachvollziehbar. "Die Projektrisiken sind die größte Herausforderung für uns. Man hat uns da am Anfang sehr auf die Finger geschaut", so Pupeter. Inzwischen werden die Gunskirchener Nachhaltigkeitsexperten jedoch offenbar mehr als nur toleriert: "Wir haben ein Bewertungsmodell für den Bereich Photovoltaik (PV) entwickelt, das am Sektor ausgerollt werden soll. Üblicherweise geht so etwas von der Landesbank aus. In diesem Fall haben wir es gemacht", sagt Pupeter. (eml)


Den gesamten Artikel lesen Sie in FONDS professionell 4/2021 ab Seite 246. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.