Goldman Sachs tritt beim britischen Ableger seiner Onlinebank "Marcus" auf die Bremse. Das Direktinstitut nimmt auf der Insel ab heute (10.6.) keine Neukunden mehr an, wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Reuters-Meldung schreibt. Der Grund dafür liege in dem enormen Erfolg des Sparkontos, das der Privatkunden-Arm der US-Investmentbank anbietet. Das Geldhaus zahlte zuletzt auf Einlagen bis maximal 250.000 britische Pfund (281.000 Euro) einen Zins von sagenhaften 1,05 Prozent p.a. Damit habe Marcus allein seit Februar 100.000 neue Kunden gewonnen und die Einlagen auf 21 Milliarden Pfund (23,6 Mrd. Euro) gesteigert.

Mit dem vielen frischen Geld nähert sich die Onlinebank aber immer mehr einer regulatorischen Obergrenze. Denn ab 25 Milliarden Pfund (28 Mrd. Euro) Einlagen müsste Goldman Sachs Marcus zu einer eigenständigen Bank mit eigener Lizenz machen. Das würde dem Handelsblatt zufolge auch bedeuten, dass Goldman das Kapital nicht mehr für die eigenen Investmentbanking-Aktivitäten nutzen könnte, was einer der Hauptgründe für den Start von Marcus gewesen sei. Dazu komme, dass die Bank of England im März den Leitzins in zwei Schritten von 0,75 auf 0,1 Prozent gesenkt hat. Weitere könnten folgen, was für Goldman zusätzliche Kosten bedeutet, so das Handelsblatt.

Noch kein "Marcus" in Deutschland
Die US-Bank startete ihr Onlineangebot in Großbritannien im Jahr 2018, rund zwei Jahre nach dem Markteintritt in den USA, Damals lockte sie mit Zinsen in Höhe von 1,5 Prozent. Weil die Offerte sehr attraktiv war, wuchsen die Einlagen entsprechend schnell. Allerdings senkte das Institut die Zinsen dann im vergangenen Jahr, was durch die Zinspolitik der britischen Notenbank im laufenden Jahr beschleunigt wurde.

Das Geldinstitut plant der Zeitung zufolge aber ein Sparkonto mit einer festen Laufzeit von einem Jahr und einem festen Zinssatz von einem Prozent sowie ein Wertpapierkonto für Sparer. Der Vorteil: Diese Gelder zählen nicht zu den relevanten Einlagen, die eine Bankgründung erforderlich machen würde. In Deutschland wollte Goldman Sachs im laufenden Jahr mit Marcus an den Markt gehen. Zuletzt wurde es aber ruhiger um das Projekt. (jb)