Der Asset-Management-Arm der US-Großbank Goldman Sachs verwaltet von seiner Frankfurter Niederlassung einen "soliden zweistelligen Milliardenbetrag" für Anleger in Deutschland und Österreich. Dies sagte Dennis Lübcke, der das Kundengeschäft von Goldman Sachs Asset Management (Goldman Sachs AM) für die beiden Länder leitet, im Interview mit FONDS professionell, das in Ausgabe 4/2023 erschienen ist. Das Retailteam sei seit dem Start in Frankfurt "substanziell" gewachsen, berichtet Lübcke, ohne jedoch genaue Zahlen zu nennen.

"In der gegenwärtigen Konstellation sind wir mittel- bis langfristig gut aufgestellt", so der Vertriebsleiter. Damit will das Wall-Street-Institut hier weiter wachsen. "Deutschland ist einer der größten Märkte für uns in Kontinentaleuropa", sagt Sandra Straka, die den Vertrieb an Banken und Fondsselektoren sowie Vermögensverwalter und freie Finanzdienstleister in Deutschland und Österreich bei Goldman Sachs AM verantwortet, in dem Interview. Der Markt sei zudem sehr dezentral. "Wir wollen bei den Bankvertrieben, aber auch im Bereich Dachfonds und Vermögensverwalter stärker wachsen."

Japans Aufstieg
Als wichtige Trends im Retailgeschäft beobachtet Straka eine deutlich verstärkte Nachfrage nach Anleihen. "Was die Aktienseite betrifft, kamen in den vergangenen Wochen zwei Themen verstärkt auf: Indien und Japan", ergänzt Straka. "Letzteres hat sich dieses Jahr stark entwickelt. Ich höre von vielen Kunden, dass sie in Japan in der Vergangenheit entweder nicht oder nur passiv investiert waren."


Wie die milliardenschwere Übernahme von NN Investment Partners die Aufstellung von Goldman Sachs AM in Deutschland und Österreich veränderte, lesen Sie im vollständigen Interview, das in der neuen Ausgabe 4/2023 von FONDS professionell ab Seite 206 erschienen ist. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Demgegenüber hatten Mischfonds, einst die Absatzschlager im europäischen Fondsgeschäft, in den vergangenen Monaten generell Abflüsse erlitten. "Multi-Asset-Lösungen bleiben ein Baustein, den viele Anleger im Portfolio haben", zeigt sich Straka überzeugt. "Wir beobachten allerdings, dass viele Kunden im Private Banking auf eine Vermögensverwaltung setzen, bei der die Kundendepots schon unter einem Multi-Asset-Aspekt verwaltet werden." Vorgefertigte, klassische Mischfonds kämen dabei nicht mehr ganz so häufig zum Einsatz.

Neue Bereiche betreten
Daneben stellt das Haus sich auf eine Digitalisierung im Vertrieb ein. "Wir fragen uns beispielsweise, wer die Kundengruppen der Zukunft sind", sagt Lübcke. Der Bankvertrieb werde sich für die junge Generation verändern. "Da werden wir etwa mit Neo-Brokern in Berührung kommen. Darauf müssen wir uns einstellen und unsere Prozesse anpassen." Der Aufbau eines eigenen Robo Advisors zähle hingegen nicht dazu. "Bei uns haben aktuell andere Themen Priorität. Es sind eher eigenständige Gesellschaften, die neu gegründet werden, und Bankhäuser, die auf Robo Advice setzen."

Goldman Sachs hatte zudem jüngst eine White-Label-Service-Gesellschaft für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) ins Leben gerufen. "Der Goldman Sachs ETF Accelerator ist eine neue digitale Service-Plattform, die es unseren Kunden ermöglicht, ihre ETFs schnell und effizient zu lancieren, zu listen und zu verwalten", erläutert Lübcke. Das Geschäft werde aus dem Global-Markets-Bereich der Bank heraus gemanagt. "Hier im Asset Management fokussieren wir uns darauf, unsere eigene Produktpalette auszubauen", betont Lübcke. (ert)