Die im Leitindex der Wiener Börse notierten Unternehmen haben erstmals in der Indexhistorie die Gewinnschwelle von zehn Milliarden Euro überschritten. Das geht aus dem diesjährigen Dividendenreport der Arbeiterkammer Wien (AK Wien) hervor, die einen Gewinnwert von genau 10,03 Milliarden Euro ermittelt hat. In der Analyse sind jene 18 der insgesamt 20 ATX-Betriebe erfasst, die ihre 2021er-Ergebnisse bereits vorgelegt haben. Ausständig sind noch die Ergebnisse von Voest und Do&Co, deren Bilanzstichtag am 31. März 2022 war. Auch hier ist von Gewinnen auszugehen.

Ebenfalls auf Rekordniveau bleiben laut den Angaben die Ausschüttungen. Alle 20 Unternehmen verteilen demnach mehr als 3,5 Milliarden Euro an die Aktionäre. Von den 18 ausgewerteten Unternehmen zahlt lediglich die durch den russischen Angriff auf die Ukraine stark betroffene Raiffeisen Bank International (RBI) keine Dividende. Noch keine Ausschüttungsinformationen hat die Immofinanz veröffentlicht.

Teils hohe Ausschüttungsquoten
CA Immo wiederum schütte zwar für 2021 aufgrund der schwierigen geopolitischen Lage nichts aus, habe aber im März dieses Jahres aus dem Bilanzgewinn 2020 noch knapp mehr als 250 Millionen Euro an die Aktionäre verteilt. Bei der Bawag dürfen sich die Anteilseigner über Rekorddividenden freuen, die Summe falle aber aufgrund der im vergangenen Herbst vorgenommenen Nachzahlungen für die Bilanzjahre 2019 und 2020 nominell niedriger aus.

Sehr hohe Dividenden ermittelt die AK beim Faserhersteller Lenzing, der mehr als den 2021 erwirtschafteten Gewinn (in Summe 115,5 Millionen Euro) verteile. Auch bei der Post ist die Ausschüttungsquote mit 84,3 Prozent sehr hoch.

Guter Start ins laufende Jahr
Das laufende Jahr 2022 hat demnach für die ATX-Unternehmen ähnlich erfolgreich begonnen: Von den zehn Ergebnissen, die bisher für das erste Quartal vorliegen, würden sieben Unternehmen beträchtliche Gewinnsteigerungen ausweisen. Der Krieg in der Ukraine schlage sich bisher noch nicht in der Gewinnentwicklung nieder.

AK-Wien-Betriebswirt Markus Oberrauter rät wegen der geopolitischen Unsicherheiten zu einer moderaten Ausschüttungspolitik. Darüber hinaus sei es angesichts des Personal- und Nachwuchsmangels sinnvoll, höhere Gewinnanteile in die Qualifizierung der Arbeitskräfte zu investieren. (eml)