Der einst gefeierte britische Manager Neil Woodford und sein Geschäftspartner haben noch Millionenbezüge eingenommen, als das Dickschiff ihres Hauses bereits in schwieriges Fahrwasser geraten war. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times" und beruft sich auf den jüngst im britischen Unternehmensregister veröffentlichen Geschäftsbericht. Demnach kassierten Woodford und sein Kollege Craig Newman für das Geschäftsjahr per Ende März 2019 13,8 Millionen britische Pfund (16,2 Millionen Euro) an Dividenden ihrer Boutique.

Woodford hatte im Juni 2019 bei seinem Fonds die Notbremse betätigt. Grund: Anleger hatten nach einer anhaltenden Leistungsschwäche immer mehr Geld abgezogen. Der Woodford Equity Income Fund war im Jahr 2017 immerhin noch 10,3 Milliarden Pfund (12,2 Milliarden Euro) schwer. Bis zum Sommer 2019 schrumpfte das Vermögen aber auf 3,7 Milliarden Pfund (4,2 Mrd. Euro). Der Brite hatte in zum Teil illiquide Aktien investiert. Um die Vorschriften zu umgehen, die eine Maximalquote von nicht-börsennotierten Titeln vorgeben, ließ er einige Papiere auf dem Parkett der Kanalinsel Guernsey listen. Nun wird der Fonds gänzlich aufgelöst, und Woodford musste das Management abgeben.

Anleger bangen um ihr Geld
Die Auszahlungen, die sich Woodford und Newman aus ihrer 2014 gegründeten Firma genehmigten, stoßen Anlegern nun sauer auf. Denn die herausragenden Anlageideen, mit denen der Starmanager einst seinen Ruf bei Invesco begründet und in den ersten Jahren der Selbstständigkeit fortgeschrieben hatte, gingen in den letzten Jahren nicht mehr auf. Anteilseigner des Woodford Equity Income Fund können nun allenfalls damit damit rechnen, wenig mehr als die Hälfte ihres investierten Geldes zurückzubekommen. Gehaltsexzesse stoßen da naturgemäß auf Unverständnis, berichtet die "Financial Times".

Woodford selbst verweist gegenüber der Zeitung darauf, dass die Zahlungen aus dem Geschäftsjahr vor der Schließung seines Flaggschiffs herrühren. "Wir bestätigen, dass die Partner keine Gewinne oder Einkünfte während der Schließung des Fonds erhalten haben", so Woodford. Auch aus der Verwaltung eines weiteren Fonds des Hauses sei keine Managementgebühr geflossen, ergänzt der Portfoliolenker. Woodford und sein Geschäftspartner hatten der "FT" zufolge 2016 ihre Boutique so umstrukturiert, dass die Vergütung der beiden in Form von Dividenden ausgeschüttet wird – um Steuern zu sparen. (ert)