Die Rechercheplattform Addendum und das Magazin Profil haben gemeinsam einen umfassenden Geldwäscheschwerpunkt veröffentlicht, der eine massive Verwicklung österreichischer Banken in internationale Schwarzgeldströme in den Raum stellt. Addendum berichtet von einer Anzeige der britischen Fondsfirma Hermitage Capital Management bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien: Darin äußert das Unternehmen den Verdacht des Beitrags zur Geldwäsche.

Es sollen Zahlungen von rund 967 Millionen US-Dollar gefunden worden sein, die von verdächtigen Konten bei der Danske-Bank-Tochter in Estland und der Ukio Bankas aus Litauen stammen sollen. Das Geld landete auf insgesamt 1.055 österreichischen Bankkonten bei 78 Banken. Der größte Teil – rund 634 Millionen US-Dollar – floss demnach auf Konten bei der Raiffeisen Zentralbank (RZB) berichtet Addendum. Damit ist der Skandal um die Danske Bank auch in Österreich angekommen.

Seit zehn Jahren auf der Spur des Geldes
Hermitage, einst größter ausländischer Investor in Russland, war dort in Ungnade gefallen. Fonds mussten aufgelöst werden. Betrüger hätten darauf hin drei stillgelegte Hermitage-Subfirmen übernommen und Ende 2007 Steuerrückzahlungen von 230 Millionen US-Dollar erschlichen, heißt es. Dieses Geld wurde über Briefkastenfirmen und Bankkonten ins Ausland geschleust. Sergej Magnitsky, Steuerexperte einer für Hermitage tätigen Anwaltskanzlei, sollte diese Vorgänge aufdecken, er starb 2008 unter mysteriösen Umständen in russischer Untersuchungshaft, berichtet das Portal. Seitdem folgen Experten von Hermitage Capital Management laut dem Bericht im Rahmen einer Gerechtigkeitskampagne für Magnitsky der Spur des schmutzigen Geldes aus Russland.

Die Anzeige sei formal zwar gegen Unbekannt gerichtet, es werden den Angaben zufolge aber fünf Banken darin explizit genannt, über die Geld aus verschiedenen Verbrechen geflossen sein soll: Die Raiffeisen Zentralbank Österreich, auf deren Konten knapp 634 Millionen US-Dollar gelandet sein sollen, die Unicredit Bank Austria (knapp 72 Millionen Dollar), die Bank Gutmann AG (32 Millionen), die Erste Bank (27 Millionen) und die türkische Deniz Bank (22 Millionen). Die Kreditinstitute zeigten sich demnach zurückhaltend und betonten ihre Sorgfalt..

RBI: "Untersuchung eingeleitet"
Die RBI, Nachfolgerin der RZB, teilte mit: "Da die Anzeige gegen Unbekannt erhoben wurde, liegen der Raiffeisen Bank International AG (RBI) zum jetzigen Zeitpunkt weder die konkreten Beschuldigungen noch weitere Informationen zur Anzeige vor". Ein Teil der Vorwürfe sei in der Vergangenheit bereits Gegenstand intensiver behördlicher und gerichtlicher Untersuchungen gewesen. Darin seien die Vorwürfe als unbegründet bestätigt worden. Gleichwohl nehme man die Angelegenheit ernst: Es wurde eine interne Untersuchung eingeleitet.