Der Schweizer Asset Manager GAM findet nicht aus der Krise heraus, in die das Unternehmen seit der Suspendierung ihres Fondsmanagers Tim Haywood geraten ist. Am Donnerstagvormittag schockierte die börsennotierte Gesellschaft ihre Aktionäre mit einer Gewinnwarnung und der Ankündigung, die Dividende zu streichen.

Die Aktie stürzte an der Zürcher Börse um knapp 30 Prozent auf 3,23 Schweizer Franken ab – und war damit so billig wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Noch im Januar war der Titel zeitweise mehr als 17 Franken wert gewesen.

Verwaltetes Vermögen um 20 Milliarden Franken geschrumpft
Das verwaltete Vermögen von GAM sank allein in den zwei Monaten bis Ende November um sieben Milliarden Schweizer Franken, was hauptsächlich auf Mittelabflüsse zurückzuführen ist. Mittlerweile verwaltet der Konzern nur noch 139 Milliarden Franken, fast 20 Milliarden Franken weniger als Ende vergangenen Jahres.

Für dieses Jahr erwartet GAM nur noch einen operativen Gewinn vor Steuern von etwa 125 Millionen Franken, verglichen mit 172,5 Millionen Franken im Vorjahr. Unter dem Strich wird aber wohl ein dickes Minus von 925 Millionen Franken (rund 820 Millionen Euro) stehen. Zurückzuführen ist das vor allem auf Abschreibungen wegen überteuerter Übernahmen in der Vergangenheit. Hinzu kommen 30 Millionen Franken für das Restrukturierungsprogramm – der Konzern baut zehn Prozent der Stellen ab – und Beratungskosten rund um die Abwicklung von Haywoods Absolute-Return-Fonds.

Das oberste Leitungsgremium wird verkleinert
Auch der Blick in die Zukunft fällt alles andere als rosig aus: "Angesichts der deutlich niedrigeren verwalteten Vermögen und der schrittweisen Umsetzung des Kostensenkungsprogramms erwartet GAM, dass die Ergebnisse 2019 erheblich unter jenen von 2018 liegen werden", heißt es in der Mitteilung. Für dieses Jahr sollen die Aktionäre deshalb auf ihre Dividende verzichten.

Auch einige Führungskräfte müssen kürzer treten: Das oberste Leitungsorgan, das "Group Management Board", wird von neun auf sieben Mitglieder reduziert. Larry Hatheway und Tim Dana verlassen das Gremium, sollen ihren weiteren Aufgaben aber behalten.

"Mit negativen Meldungen noch einmal selbst überboten"
"Es ist fast schon unheimlich, wie sich GAM dieses Jahr mit negativen Meldungen noch einmal selbst überbieten kann", zitiert die Nachrichtenagentur "Reuters" den ZKB-Analysten Michael Kunz. Ob die angekündigten Maßnahmen reichten, um das Unternehmen zu retten, stehe in den Sternen. Möglich sei, dass sich wichtige Fondsmanager neue Arbeitgeber suchten und das verwaltete Vermögen deshalb weiter sinke, so Kunz. (bm)