Das Rätsel um die Ursachen für die spektakuläre Suspendierung von GAM-Fondsmanager Tim Haywood und die Schließung der von ihm verantworteten Fonds mit einem Volumen von rund 7,3 Milliarden Schweizer Franken (6,3 Mrd. Euro) scheint ein Stück weit gelüftet zu sein. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtet unter Berufung auf einen anonymen Informanten, dass Haywood rund 300 Millionen Euro in nicht-börsennotierte und damit weithin illiquide Schuldpapiere von Firmen des indisch-britischen Unternehmers Sanjeev Gupta investiert haben soll. 

Gupta hat sich auf Investments in marode Stahl- und Kraftwerke spezialisiert, die er nach deren Sanierung gewinnbringend losschlägt. Bloomberg-Daten zufolge sollen Haywoods Fonds enorme Wetten auf Papiere eingegangen sein, die im Besonderen mit Guptas GFG Alliance-Projekten verbunden waren und die über die Zeit zu einer der größten Positionen in den Portfolios des kaltgestellten GAM-Managers heranwuchsen.

Erschwerend hinzu komme, dass die Papiere offenbar von einem Dritten vermittelt wurden: Greensill Capital, der Handelsfinanzierungsgesellschaft des australischen Milliardärs Lex Greensill, die seit 2016 eng mit GAM zusammenarbeitet.

Vorwurf von GAM: Verstoß gegen Sorgfaltspflicht
GAM wollte die genannten Investments wie auch einen Zusammenhang mit der Beurlaubung Haywoods nicht bestätigen. Eoghan Mortell, ein Sprecher von Guptas GFG, lehnte es ebenfalls ab, sich zu den von der Firma unterlegten Wertpapieren zu äußern.

Eine Sprecherin von GAM teilte Bloomberg per Email lediglich mit, dass sie sich nicht dazu äußern könne, was sich in den Portfolios befindet, weil "dies unsere Liquidationsbemühungen und Fondsinvestoren benachteiligen könnte". Keines der Investments sei jedoch durch irgendwelche Fondsbeschränkungen verboten gewesen, obwohl die Fondsmanager "bei einigen der getätigten Investitionen möglicherweise keine ausreichende Due Diligence durchgeführt oder nachgewiesen haben", erklärte die die GAM-Offizielle – ohne jedoch zu spezifizieren, um welche Investments es sich dabei handelte.

Allerdings würde dieser Fehltritt durchaus zu den angegebenen Gründen des Schweizer Asset Managers passen, warum er Haywood beurlaubte: Dieser soll unter anderem bei der Auswahl bestimmter Assets nicht sorgfältig genug vorgegangen sein oder zumindest seine Entscheidungen nicht ausreichend dokumentiert habe. Mit anderen Worten: Er hat gegen Compliance-Vorschriften verstoßen. 

Als Reaktion auf die Schritte hatte GAM eine interne Revision veranlasst und Haywood beurlaubt. Als dies publik wurde, verließen Anleger die Fonds in Scharen, sodass der Vermögensverwalter die Reißleine zog und die insgesamt zehn Fonds nun sukzessive liquidert. (jb/ps)