Erstmals führt die Wr. Städtische Versicherung das Ranking der größten heimischen Lebensversicherungen an. Mit einem Prämienvolumen von 1,3 Milliarden Euro und einem Marktanteil von 23 Prozent ist sie – dank der im letzten Jahr über die Bühne gegangenen Fusion mit der S-Versicherung – nun die klare Nummer eins im Bereich der Lebensversicherung. Der bisherige Marktführer, die Uniqa Österreich, wurde mit einem Marktanteil von 18,2 Prozent und einem Prämienvolumen von einer Milliarde Euro damit auf den zweiten Platz verwiesen. Und der Generaldirektor der Wr. Städtischen Versicherung, Robert Lasshofer, sieht durchaus weiteres Wachstumspotenzial für sein Haus, da der Kooperationsvertrag mit Erste Bank und Sparkassen bis ins Jahr 2033 vorzeitig verlängert werden konnte.

Durch diese Partnerschaft wird es seiner Einschätzung nach gelingen, den Marktanteil der Städtischen – neben Stamm- und Partnervertrieb – auch über den Bankenvertrieb weiter auszubauen. Dabei erhofft sich Lasshofer, neben der Lebensversicherungssparte auch in den Bereichen Gesundheitsvorsorge und Sachversicherung von der Partnerschaft mit der Bank langfristig zu profitieren. Der Versicherungschef sieht die bisher feststellbaren Erfolge als Bestätigung der Strategie seines Hauses. In den ersten Monaten nach vollzogener Fusion verzeichnete die Wiener Städtische – über ihre neue Marke S-Versicherung – in diesem Bereich Steigerungsraten von bis zu 30 Prozent.

"Diesen Erfolgsweg werden wir konsequent weitergehen und sukzessive ausbauen", gibt sich der Generaldirektor zuversichtlich. Dem insgesamt negativen Markttrend im Bereich der Lebensversicherung konnte sich allerdings auch der neue Marktführer nicht entziehen. Im Vergleich zum Jahr davor musste die Versicherung 2018 bei den Prämienzuflüssen einen Rückgang um 3,9 Prozent zur Kenntnis nehmen. Zwar konnten die Einnahmen in der laufenden Prämie leicht gesteigert werden, die Rückgänge bei den Einmalerlägen wurden dadurch aber nicht ganz ausgeglichen. Diese Werte liegen fast exakt auf dem Niveau der Gesamtmarktentwicklung. Laut Versicherungsverband (VVO) kam es hier zu einem Rückgang von 3,6 Prozent auf rund 5,6 Milliarden Euro. Die laufenden Prämien sanken dabei mit einem Aufkommen von 4,9 Milliarden Euro um 1,7 Prozent. Die Einmalerläge verzeichneten mit einem Prämienvolumen von 0,7 Milliarden Euro ein Minus von 14,7 Prozent. 

KLV verliert an Terrain
Der kontinuierliche Rückgang des Prämienvolumens ist dabei vor allem darauf zurückzuführen, dass die klassische Lebensversicherung (KLV) von Jahr zu Jahr an Terrain verliert. Die heimischen Assekuranzen tun sich angesichts der aktuellen Zinslandschaft im KLV-Verkauf immer schwerer, und das Einmalerlagsgeschäft wurde von etlichen Gesellschaften ganz bewusst deutlich runtergefahren, da die Garantie für sie ein zu hohes Risiko darstellt. Bei der Zürich Versicherung, die prozentual den deut­lichsten Rückgang im Bereich der verrechneten Prämien hinnehmen musste,  sanken die Einmalerlagsprämien gegenüber dem Vorjahr etwa um 62 Prozent – aufgrund "aktiver Steuerungsmaßnahmen", wie das Unternehmen erklärt.

Trotzdem haben etliche Versicherungen die KLV weiterhin im Angebot: So hat sich etwa die Allianz Versicherung unter ihrem Vorstandsvorsitzenden Rémi Vrignaud vorgenommen, die KLV für Kunden wieder attraktiver zu machen. "Wir haben uns 2018 Vorteile erwirtschaftet, die wir bereits in konkreten Kundennutzen ­investieren, so etwa in der Lebensversicherung. Bei dieser Vorsorgeform – insbesondere auch zur Absicherung der biometrischen ­Risiken – geht zunehmend der Zuspruch durch die Bevölkerung zurück, und das genau entgegengesetzt zur Bedarfssituation für die Zukunft. Hier setzen wir bewusst neue Anreize in unserer Branche", erklärt Vrignaud. Konkret wurde die Zusatzgewinnbeteiligung erhöht, wodurch die Kundenrendite um rund 0,22 Prozentpunkte steigt. Und auch bei der Nürnberger Versicherung kann man der KLV durchaus noch etwas abgewinnen, obwohl der Trend ganz klar in Richtung fondsgebundenen Lebensversicherung (FLV) geht.

Trend Richtung FLV
So meint etwa Erwin Mollnhuber, Vertriebsvorstand bei der Nürnberger Versicherung: "In der langfristigen Alters- und Risikovorsorge kommt man an der Lebensversicherung nicht vorbei. Obwohl die fondsgebundene Variante bei unseren Kunden die derzeit beliebteste Vorsorgeform ist, spricht auch in Zeiten eines ungünstigen Zinsumfelds einiges für die klassische Lebensversicherung." Allen voran führen die Anbieter dabei die Tatsache ins Treffen, dass die KLV als einziges Vor­sorgeinstrument am Markt tatsächlich eine lebens­lange Rente auszahlen kann. Etliche Gesellschaften setzen daher verstärkt auf sogenannte Hypridlösungen, eine Kombination aus KLV und Kapitalmarktveranlagung.

Jüngs­tes Beispiel ist die Wr. Städtische, die mit "Hybrid Invest" Anfang des Jahres ein entsprechendes Produkt vorgestellt hat. Ab ­einer Einmalprämie von zumindest 3.000 Euro kann der Kunde hier seine individuelle Anlagestrategie im Rahmen einer Lebensversicherung – mit fondsgebundener und klassischer Veranlagung – umsetzen. Dabei ist das Verhältnis zwischen Fonds und Deckungsstock je nach Risikoneigung des Kunden frei wählbar. Es ist ein Fondsanteil bis 100 Prozent möglich, bis zu 90 Prozent können im Deckungsstock veranlagt werden. 

Wer allerdings auf der Suche nach höheren Renditen ist, kommt an einer FLV derzeit nicht vorbei. Und dies spiegelt sich auch in den Zahlen des VVO wider. Dort zeigt sich, dass die Fondspolizzen bereits das dritte Jahr in Folge Zuwächse im Neugeschäft verbuchen können. Nach einem Plus von 7,7 Prozent im Vorjahr zeigte sich 2018 eine neuerliche Steigerung um drei Prozent. Und sieht man sich die Zahlen der Nürnberger an – die Versicherung ist eine von fünf Gesellschaften, die ihre verrechneten Prämien gegenüber dem Vorjahr steigern konnten –, zeigt sich, dass man von dieser Entwicklung profitieren konnte.

Aufgeteilt auf Versicherungszweige entfielen bei der Nürnberger im vergangenen Jahr 71,6 Prozent (Vorjahr: 69,5 %) der neu abgeschlossenen und eingelösten Jahresprämien auf die fonds- und indexgebundene Lebensversicherung. Die starke Entwicklung im FLV-Bereich der Nürnberger dürfte dabei unterschiedliche Gründe haben. So schreibt die Gesellschaft im aktuellen Jahresbericht: "Sehr gut angenommen wurde die Möglichkeit des elektronischen Fondswechsels, den wir 2018 um zusätzliche Features ergänzt haben." Zum anderen wurde auch das Fondsangebot laufend ausgebaut, aktuell liegt es bei 98 Fonds, und seit 2018 sind ETFs im Angebot. (gp)


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