Die Deutsche Bank will ihre Mitarbeiter möglichst oft vor Ort in den Büros arbeiten sehen. Nun wird den Angestellten untersagt, am Freitag und am darauffolgenden Montag von zu Hause aus zu arbeiten. Das ist eine Praxis, die in vielen Unternehmen mit einer Drei-Tage-Office-Regelung üblich ist. Die Deutsche Bank zieht damit eine neue rote Linie in der anhaltenden Auseinandersetzung zwischen Führungsetage und Arbeitnehmern, berichtet "Bloomberg".

Der Schritt ziele darauf ab, die Präsenz "gleichmäßiger über die Woche zu verteilen", so Vorstandschef Christian Sewing und COO Rebecca Short in einem "Bloomberg" vorliegenden Memo. Zuvor wurde bereits verkündet, dass Managing Directors ab Juni mindestens vier Tage pro Woche, alle anderen Mitarbeiter drei Tage anwesend sein müssen. Die Vorgabe "wird die Konsistenz in der gesamten Bank sicherstellen", sagte ein Sprecher der Bank.

"Führungskräfte wollen ein Gleichgewicht"
Diese strikte Regelung ist "Bloomberg" zufolge eher die Ausnahme und spiegele die wachsende Frustration der Unternehmen wider, Millionen für Büroräume auszugeben, die am Ende jeder Arbeitswoche oft leer stehen. Wo hybride Arbeitszeiten vorherrschen, können die Beschäftigten in der Regel selbst entscheiden, an welchen Tagen sie zur Arbeit kommen. Wo die Anwesenheit an bestimmten Wochentagen vorgeschrieben ist, sind dies in der Regel Dienstag bis Donnerstag. Nur sechs der US-Firmen, die ihre Mitarbeiter an bestimmten Tagen zur Arbeit rufen, wählen den Freitag, wie aus einem von Scoop Technologies verwalteten Index der Arbeitsregelungen von mehr als 5.800 Unternehmen hervorgeht.

"Ich habe tatsächlich noch nie von einem Unternehmen gehört, das diese spezielle Regel eingeführt hat", sagt Rob Sadow, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender von Scoop. "Die Führungskräfte wollen ein Gleichgewicht zwischen der von den Mitarbeitern gewünschten Flexibilität, der Möglichkeit, sich persönlich zu treffen, und den Einsparungen bei den Immobilien, die sich aus der geringeren Nutzung der Büros ergeben."

"Die Chefs wollen, dass da Leute sind"
Daten des Sicherheitsunternehmens Kastle Systems zeigen, dass die New Yorker Büros in den vergangenen Wochen freitags zu etwa einem Viertel ausgelastet waren, verglichen mit der Zeit vor der Pandemie. In der Wochenmitte liegt die Auslastung bei mehr als 60 Prozent, wie die Grafik unten zeigt. "Die Deutsche Bank versucht, die Spitzenbelastung etwas auf Freitage und Montage zu verteilen", so Sadow. "Eines der schlimmsten Dinge ist es, ins Büro zu gehen und allein zu sein. Die Chefs wollen, dass da Leute sind."

Wenn man Mitarbeiter zwingt, ihre liebgewonnenen Arbeits- und Lebensmuster aufzugeben, könnte das nach Ansicht von Arbeitsplatzexperten nach hinten losgehen und zu geringerem Einsatz und niedrigeren Bindungsraten führen. "Wenn man ein Immobilienauslastungsproblem mit Vorschriften darüber löst, wann man im Büro zu sein hat, besteht die Gefahr, dass sich die potenzielle Fluktuation verdoppelt", sagte Debbie Lovich, Managing Director bei der Boston Consulting Group. 

"Versuchen Sie nicht, die Leute freitags reinzuholen"
Der Arbeitsmarkt ist trotz zahlreicher Entlassungen nach wie vor angespannt, und Arbeitnehmer, die mit den flexiblen Arbeitsbedingungen ihrer Arbeitgeber unzufrieden sind, suchen mit größerer Wahrscheinlichkeit einen neuen Arbeitsplatz, wie Analysen zeigen.

Nicholas Bloom, ein Wirtschaftsprofessor an der Stanford University, der die Trends bei Homeoffice verfolgt, sagt, dass das Arbeiten an Freitagen aus der Ferne zur Norm geworden ist: "Versuchen Sie nicht, die Leute freitags reinzuholen." (Bloomberg/aa)

Dienstag bis Donnerstag sind die Büros wieder gut gefüllt