Die Konsolidierung in der Fondsbranche erfuhr jüngst einen neuen Schub. Mitte Februar kündigte Franklin Templeton an, den Mitbewerber Legg Mason kaufen zu wollen. Der Fondskonzern aus San Mateo in Kalifornien bietet 4,5 Milliarden Dollar für den Rivalen aus Baltimore. Nur einen Tag zuvor hatte das britische Haus Jupiter mitgeteilt, den Mitbewerber Merian Global Investors schlucken zu wollen. Doch dann kam der Corona-Crash, der das verwaltete Vermögen praktisch aller Asset Manager dezimierte. Was das für die Branche bedeutet, erklärt Matthias Hübner von der Unternehmensberatung Oliver Wyman.


Herr Hübner, mit dem Kursverfall an den Börsen schrumpfte das von den Asset Managern betreute Vermögen. Führt dies zu weiteren Übernahmen und Fusionen?

Matthias Hübner: Ob es zu weiteren Zusammenschlüssen kommt, ist schwer vorherzusagen. Vorerst dürften die meisten Spieler abwarten, bis sich die Lage stabilisiert. Grundsätzlich sind die Gründe für eine Konsolidierung in der Branche aber nach wie vor präsent.

Was treibt die Entwicklung?

Hübner: Nach Jahren der Hausse haben die Märkte nun rasch gedreht. Das wird den Absatz vorerst deutlich erschweren. Bereits vor dem Kurseinbruch schwappte der Margendruck vom institutionellen zusehends in das Retailgeschäft über. Zwar lebte das Interesse an alternativen Investments auf. Das erscheint zunächst gut für die Asset Manager, da sie hier höhere Margen erzielen können. Diese Entwicklung wird jedoch durch den Trend zu günstigen ETFs konterkariert. Asset Manager stehen daher vor der Frage, wie sie ihre kritische Größe definieren und erreichen. Zusehends packen sie auch das Thema Kosten an.

Bietet also Größe einen Schutz gegen Verwerfungen an den Märkten, wie wir sie gerade erleben?

Hübner: Größe hilft, ist aber kein Selbstzweck. Viele Asset Manager haben eine Checkliste mit Punkten definiert, die als Bedingung für eine Übernahme abgehakt sein müssen. Da wäre die Frage, ob der Kauf neue Märkte oder Regionen erschließt, neue Anlageklassen abdeckt oder einen neuen, exklusiven Vertriebszugang eröffnet. Letzteres ist allerdings rar.

In der Asset-Management-Branche war es nach einer Reihe großer Fusionen und Übernahmen zunächst ruhig geworden. Erst jüngst kündigten wieder Franklin Templeton mit Legg Mason und Jupiter mit Merian Global Investors Deals an. Warum war es zuvor zu keinen großen Transaktionen mehr gekommen?

Hübner: Viele Verhandlungen sind zuletzt an der Frage des Preises gescheitert. Besonders Anbieter alternativer Investments riefen exorbitante Bewertungen auf. Da dachten die Verkäufer augenscheinlich, sie könnten sich eine goldene Nase verdienen. Der Teufel bei einer Übernahme liegt letztendlich im Detail.

Auf welche Details kommt es an?

Hübner: Auf dem Papier passt vieles gut zueinander. Letztendlich ist es eine Frage der Stringenz bei der Umsetzung. Es fällt nicht immer einfach, Kostensynergien zu heben und Cross-Selling-Potenzial auszuschöpfen. Die ersten Wochen nach Bekanntgabe des Deals sind die entscheidende Phase. Es kommt darauf an, wie gut diese Zeit gehandhabt wird. Kritisch ist, die Kunden wie auch die Kernleistungsträger an das Haus zu binden.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)


Einen Überblick über die Vor- und Nachteile des Zusammenschlusses von Franklin Templeton und Legg Mason sowie Details zum ebenfalls angekündigten Kauf von Merian durch Jupiter finden Sie im neuen Heft 1/2020 von FONDS professionell.