Jeder Bärenmarkt beginnt als Korrektur. Das gilt auch für die aktuelle Abwärtsbewegung der Börsen, die bei genauem Hinsehen bereits im Januar nicht mehr in allerbester Verfassung waren. Schon damals trieben nur noch wenige großkapitalisierte Einzelaktien den Indexanstieg.

Was in einer solchen Lage zählt, das ist eine beherzte und rechtzeitige Verlustbegrenzung, um Anleger vor dem Schlimmsten zu bewahren. Gelungen ist das den Strategen von Vates Invest in Frankfurt. Wholesale-Leiter Christoph Endter erklärt, warum das mit dem Vates Parade Fonds – wie schon Ende 2018 – auch diesmal wieder funktioniert hat. 


Herr Endter, während die Aktienmärkte seit Jahresanfang um 30 Prozent und mehr zurückgegangen sind, hat Ihr Vates Parade Fonds die Verluste für seine Anleger auf aktuell 4,3 Prozent begrenzen können. Glück oder einfach nur der richtige Riecher?

Christoph Endter: Keines von beiden. Wir haben den Fonds im November 2014 aufgelegt, um Anlegern ein Instrument zu bieten, das sich als Basis-Investment sowohl in Bullen- aber auch in Bärenmärkten bewährt. Und in der aktuellen Krise hat der Fonds nun erneut unter Beweis gestellt, dass es möglich ist, bei einer guten Entwicklung der Konjunktur Gewinne laufen zu lassen, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie aktuell aber hohe Verluste zu vermeiden. Das wichtigste Stichwort in diesem Zusammenhang ist aktives Aktienquotenmanagement, das wir in diesem Fonds seit nun mehr als fünf Jahren betreiben. 

Was genau steckt hinter dem Begriff?

Endter: Wir waren von Anfang an davon überzeugt, dass es im Grunde nur zwei potentiell Wege für das gleiche Ziel gibt, nämlich eine langfristige Aktienrendite zwischen sechs und acht Prozent zu erreichen. Zum einen eine passive Buy-and-Hold-Strategie und zum anderen eine quotale Steuerung des Aktienexposures wie bei unserem Fonds. Aber nach unserer Überzeugung, und das zeigen eben auch diverse Beispiele aus der Vergangenheit, ist nur einer dieser Wege für die meisten Anleger in Wirklichkeit emotional durchhaltbar. Daher gehören wir in die Kategorie der aktiven Manager. Die rein quantitative Auswertung verschiedener Makroindikatoren entscheidet bei uns über die Aktienquote.  

Nach welchen Kriterien erfolgt das beim Vates Parade Fonds?

Endter: Unsere Philosophie beruht auf der Erkenntnis, dass am Ende zwei Faktoren über Bullen- oder Bärenphasen an den Aktienmärkten entscheiden: zum einen die konjunkturelle Entwicklung und zum anderen die Geldpolitik beziehungsweise die Liquidität. Seit Jahrzehnten lässt sich beobachten, dass nahezu jede ausgeprägte Schwächephase an den Aktienmärkten mit einer geldpolitischen Restriktivität beziehungsweise mit einer konjunkturzyklischen Verlangsamung der Wirtschaft zusammenhängt. Keine anderen Faktoren haben einen derart signifikanten Erklärungscharakter für die Zyklizität des Aktienmarktes, also den Wechsel von einem bullishen zu einem bearishen Umfeld. Das hat uns zu der Idee geführt, dass nur die systematische Analyse von konjunkturellen und monetären Zyklen ein systematisches und erfolgreiches Aktienquotenmanagement ermöglicht.

Wie funktioniert die Steuerung dieser Quote konkret in der Praxis?

Endter: Wir arbeiten bei unserem Vates Parade Fonds mit einer Ampel, die von mehr als 15 monetären und mehr als 20 konjunkturellen Indikatoren gesteuert wird. Im Prinzip investiert der Fonds dabei in eine Art optimiertes US-Aktienportfolio. Stehen beide Aggregate, also Geldpolitik und Konjunktur, auf grün, dann beträgt die Netto-Aktienquote 133 Prozent. Gerät eines der beiden Aggregate in einen roten Ampelbereich, so wird die Aktienquote mithilfe von Futures auf den S&P-500-Index auf nur noch 33 Prozent heruntergefahren. Und wenn beide Aggregate auf rot stehen, dann steuern wir die Aktienquote sogar bis in einen negativen Bereich von minus 33 Prozent. Dazwischen gibt es je nach Ausprägung der verwendeten Indikatoren noch zwei weitere Aggregatzustände, die dann entweder für 100 Prozent oder null Prozent stehen Im Moment steht unsere Ampel auf hellrot, was einer Aktienquote von null Prozent entspricht.

Was kann Ihr Modell uns für die Zukunft sagen?

Endter: Die Weltwirtschaft erlebt derzeit einen kombinierten Angebots- und Nachfrageschock, in dem erkennbar auch die Zentralbanken an ihre Grenzen geraten. Zumindest solange sie nicht die ganz großen Waffen wie Helikoptergeld, Monetisierung von Staats- und Privatschulden oder Aktienkäufe auspacken, was bis dato noch nicht geschehen ist. Einerseits sinkt die Produktion durch die Unterbrechung von Lieferketten und weltweite Lockdowns rapide ab, andererseits messen wir mit unseren Indikatoren auch zunehmende Rückgänge im Konsum in den USA, dem Rückgrat der amerikanischen Volkswirtschaft. Negative Zweitrundeneffekte über steigende Arbeitslosigkeit sind hier noch gar nicht berücksichtigt. Eine US-Rezession ist damit faktisch nicht mehr vermeidbar, inklusive potentiell negativer Feedbackschleifen auf den Finanzmarkt. 

Was meinen Sie damit?

Endter: Zu nennen sind hier insbesondere Schieflagen im Markt für Unternehmensanleihen und die sich anbahnenden Einbrüche in den Aktienrückkaufprogrammen der Unternehmen, die ein wesentlicher Träger des vorherigen Bullenmarktes waren. Die Frage ist, ob das alles schon wirklich im Markt eingepreist ist, wie es viele andere Marktteilnehmer suggerieren. Ich kann nur eins sagen: Wir wissen es nicht und fahren daher deshalb lieber weiter auf Sicht, um uns vor allem einem zu widmen: dem Erhalt des Kapitals unserer Investoren. Renditechancen werden sich in den nächsten Wochen und Monaten noch genügend ergeben. Und auch diese werden wir dann konsequent nutzen, sobald uns die Vates-Ampel wieder gelbes oder grünes Licht gibt. (hh)