Die Corona-Krise wird aller Voraussicht nach viele Unternehmen vom Markt fegen – nicht aber Fintechs. Die Pandemie hat die zuvor starke Auslese bei Finanz-Start-ups gebremst, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, über die das "Handelsblatt" berichtet. Demnach stellten in den ersten neun Monaten dieses Jahre 26 Fintechs ihr Geschäft ein. Im Gesamtjahr 2019 waren es 57. Zudem bekamen einige große Fintechs trotz Krise zuletzt viel Geld von Investoren. "Sie sind inzwischen eine etablierte Größe in der Finanzbranche und entsprechend krisenfest", zitiert das "Handelsblatt" Sven Meyer, Fintech-Experte bei PwC.

Einige Fintechs konnten sogar von Sonderregeln während der Pandemie profitieren. So half etwa das gelockerte Insolvenzrecht laut Studie Neugründungen und jungen Firmen. Die Zahl der Übernahmen dürfte zudem im laufenden Jahr etwas niedriger liegen als im vergangenen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden 20 Finanz-Start-ups von größeren Konkurrenten, Banken oder Versicherern geschluckt. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr wären das bis Ende Dezember 26 Übernahmen. Im vergangenen Jahr waren es 31, ein Rekordwert. Weil die Digitalisierung durch Corona noch an Bedeutung gewinnt, dürfte die Übernahmewelle aber bald wieder anschwellen, schätzt Meyer.

Onlinebanking auf dem Vormarsch
Zu den erfolgreichsten Fintechs zählen laut PwC-Studie Zinsportale, über die man die Konditionen vieler Banken vergleichen kann. Auch Smartphone-Banken und Robo-Advisors sind demnach stark gewachsen. So konnte etwa die Berliner Neobank N26 bei einer Finanzierungsrunde im Mai trotz Krise 92 Millionen Euro von Investoren einsammeln.

Der Siegeszug der Fintechs, der sich durch die Covid-19-Pandemie noch beschleunigen könnte, lässt die Bedeutung von Bankfilialen weiter schwinden. In einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox gaben zuletzt sechs Prozent der Befragten an, sich noch nie in einer Bank-Niederlassung von einem Mitarbeiter beraten gelassen zu haben. Zirka 35 Prozent hatten zuletzt vor mehr als einem Jahr eine Bankfiliale betreten. Rund 28 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzen Onlinebanking nach eigenen Angaben heute häufiger als vor dem Beginn der Pandemie. (fp)