Die Fondsgesellschaft Fidelity International bewertet Aktien und Anleihen künftig anhand eines eigens entwickelten Verfahrens hinsichtlich nachhaltiger Kriterien. Die Analysten des Hauses achten dabei auf Aspekte wie gute Unternehmensführung oder ökologisches und sozial verantwortungsvolles Wirtschaften. Das Ratingsystem sei in das bestehende Investmentresearch integriert, teilte der Asset Manager bei einer Pressekonferenz in London mit. Die Portfoliomanager wählen damit von Beginn des Investmentprozesses an Wertpapiere nicht nur nach Bilanz- und Bewertungskennziffern, sondern stets auch nach nachhaltigen Aspekten aus.

Ökologisch und ethisch einwandfreie Geldanlagen erfahren zunehmenden Zuspruch. Asset Manager bieten immer mehr Fonds, die Investments in kontroverse Unternehmen oder Länder ausschließen oder nach ihrer ökologischen und sozialen Bilanz auswählen. Oft stützen sich die Fondsanbieter dabei auf die Einschätzung externer Dienstleister wie Sustainalytics oder MSCI ESG.

Blick in die Zukunft
Fidelity entschied sich jedoch, ein eigenes Verfahren für die Bewertung der Unternehmen zu entwickeln. "Bestehende Nachhaltigkeitsratings stützen sich zu großen Teilen oder vollständig auf Angaben der Unternehmen und beziehen sich auf die Vergangenheit", sagte Paras Anand, bei Fidelity Leiter des Asset-Management für Asien-Pazifik-Raum, in London. "Wir wollten jedoch eine Bewertung, die auch in die Zukunft blickt." Dies ergänze den bestehenden, fundamentalen Research-Ansatz des Hauses, der tiefergehende Einblicke in die Unternehmen eröffne.

So schätzen die Analysten der Fondsgesellschaft die Unternehmen anhand ihrer Bemühungen und ihres Engagements in punkto Nachhaltigkeit ein. Firmen mit derzeit noch schlechter Umwelt- oder Ethik-Bilanz sollen nicht abgestraft werden, wenn sie sich erkennbar und ehrlich um Besserung bemühen. Finden die Fidelity-Experten keine Anzeichen für entsprechende Absichten, will der Asset Manager bei den betreffenden Unternehmen auf Veränderungen drängen. Ein allerletzter Schritt wäre ein Verkauf der jeweiligen Wertpapiere.

Bis zum Jahresende abgedeckt
Für das Nachhaltigkeitsrating teilt die Fondsgesellschaft die Unternehmen in 99 Subsektoren ein. Dies soll einen fairen Vergleich der Firmen nach ihren Ambitionen gewährleisten. Je nach Branche ziehen die Analysten fünf bis acht Kriterien heran. Die Benotung der Emittenten nehmen dabei in erster Linie die mehr als 180 Aktien- und Anleiheanalysten des Hauses selbst vor. Das Team der Nachhaltigkeitsanalysten unterstütze die Kollegen dabei, heißt es von Fidelity.

Bis zum Jahresende soll das gesamte Universum an rund 3.000 Unternehmen, die sich die Analysten von Fidelity anschauen, mit einem Nachhaltigkeitsrating versehen sein. Die Ratings sollen mindestens einmal im Jahr überprüft werden, bei einer Änderung der Firmenpolitik oder außergewöhnlichen Ereignissen auch öfter. Die Ergebnisse des hauseigenen Research wollen die Analysten auch künftig mit den Bewertungen externer Ratingagenturen abgleichen. (ert)