Fidelity Investments prescht in seinem Heimatmarkt USA mit einem Angebot vor, das Anleger eigentlich nicht ablehnen können. Der Asset Manager bietet ab sofort zwei Indexfonds für Privatkunden an, die keine Gebühren erheben und kein Mindestinvestment vorsehen. Die beiden Portfolios haben die Null-Gebühren auch im Namen: Der Fidelity Zero Total Market Index Fund bildet die Entwicklung von rund 2.500 US-Aktien ab. Der Fidelity Zero International Index Fun umfasst die Aktien großer, kleiner und mittlerer Unternehmen aus anderen Industrienationen.
 
"Fidelity schreibt die Regeln für Investments wieder einmal neu", sagt Kathleen Murphy, Präsidentin des Privatkundenbereiches des Asset Managers, der ausschließlich auf dem Heimatmarkt aktiv ist. Kostenlose Indextracker - die beiden Fidelity-Fonds sind keine börsennotierten Indexfonds (ETF) – würden Kunden bei keiner anderen Gesellschaft finden.

Zero-Fonds als Lockvögel
In der Tat: Auch Mitbewerber wie Vanguard und Charles Schwab bieten kostengünstige Indexfonds an, aber keine ohne Gebühren. Die beiden Vermögenverwalter verlangen für US-Indextracker nach Angaben von Fidelity immer noch Entgelte zwischen 0,14 und 0,03 Prozent der Investmentsumme. Allianz Global Investors startete im vergangenen September einen Testballon und senkte die Gebühren für Indexfonds auf US-Indizes auf 0,05 Prozent. Allerdings wird eine Erfolgsvergütung fällig, wenn das Portfolio einen Mehrertrag gegenüber dem Vergleichsindex erwirtschaftet.

Fidelity bietet die beiden Fonds nur auf der hauseigenen Brokarage-Plattform an. Die Kontoeröffnung und der Handel mit den Produkten sind ebenfalls kostenlos. Wenn Kunden aber andere Portfolios als diese beiden kaufen und verkaufen wollen, werden Gebühren fällig. Dieser Fakt könnte auch eine Erklärung für das Angebot liefern: Der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte Fidelity die Fonds sowie andere Indexprodukte, deren Preise ebenfalls reduziert worden sind, als "Lockangebote" nutzen, um Investoren für profitablere Geschäfte wie Finanzberatung und teurere aktive Instrumente zu gewinnen. Zudem lotse die US-Gesellschaft Anleger auf ihre Brokerage-Plattform, um dann am Handel mit den Produkten anderer zu verdienen. 

Gute Eigenwerbung
Es gibt noch zwei andere Gründe für den Schritt: Die Aktion ist eine gute Werbung für Fidelity. Das Haus positioniert sich damit im Preiskampf um passiven Produkten. Denn die Gesellschaft kämpft mit einer Reihe von Problemen, die sie unter anderem mit dem Eintritt ins Geschäft mit passiven Produkten zu lösen sucht. Hier gibt es aber mit Vanguard und Blackrock starke Konkurrenz.

Außerdem kann der Vermögensverwalter dem "Handelsblatt" zufolge die Aktien in den Fonds an sogenannte Leerverkäufer verleihen und bekommt dafür Gebühren. Für die Verleiher lohne sich das Geschäft wegen der geringen Gebühren nur in großem Stil. Das könnte Fidelity aber gelingen.

Nicht für europäische Anleger
Europäische Anleger werden von dem neuen Angebot nicht profitieren. Wie das "Handelsblatt" berichtet, hat Fidelity International nach Angaben einer Sprecherin keine Pläne für Indexfonds ohne Gebühren in der Schublade. (jb)