Die Europäische Zentralbank (EZB) unterzieht dem Vernehmen nach derzeit etwa ein Dutzend Großbanken einer eingehenden Prüfung, berichtet die Nachrichtenangetur "Bloomberg". Die Aufseher wollen sicherstellen, dass die Institute Kredite an hoch verschuldete Unternehmen, die häufig im Besitz von Private-Equity-Fonds sind, mit angemessenen Ausfallwahrscheinlichkeiten versehen. Unabhängig davon sammelt die EZB informierten Kreisen zufolge Daten von Banken über die Gesamthöhe der Kredite, die sie an Unternehmen vergeben haben, die mit einzelnen Übernahmefirmen verbunden sind. Ziel ist, mögliche Konzentrationsrisiken aufzudecken.

Höhere Rückstellungen drohen
Die Aufsichtsbehörde habe verschiedenen Banken vorläufige Ergebnisse über die wahrgenommenen Mängel im Leveraged-Finance-Geschäft vorgelegt, sagten darüber informierte Personen, die um Anonymität baten. Dies könnte dazu führen, dass die EZB von einigen Banken verlangt, ihre Rückstellungen für potenzielle Kreditausfälle zu erhöhen oder mehr Kapital zu halten, was sich in beiden Fällen auf die Profitabilität auswirken würde. Ein Sprecher der EZB lehnte "Bloomberg" zufolge einen Kommentar ab.

Nachdem die Straffungen der Zentralbanken die Ära der billigen Kredite abrupt beendet haben, ist die Private-Equity-Branche unter Druck geraten. Die Ausfallraten von Unternehmen steigen, vor allem von solchen, die bereits hoch verschuldet sind. In den letzten zehn Jahren konnten viele Buyout-Firmen aufgrund der niedrigen Zinsen diese Unternehmen zu sehr hohen Bewertungen übernehmen.

"Stärkung der Risikomanagement-Rahmenbedingungen der Banken" erforderlich
Die vollen Auswirkungen der höheren Zinsen werden sich erst noch im Finanzsystem niederschlagen und die Herausforderungen für Kreditnehmer wahrscheinlich noch verschärfen, so Kerstin af Jochnick, Mitglied des Aufsichtsgremiums der EZB. "Dies erfordert eine Stärkung der Risikomanagement-Rahmenbedingungen der Banken, um solche Risiken in Schach zu halten, insbesondere für Sektoren, die möglicherweise fremdfinanziert sind", sagte sie auf einer von Goldman Sachs veranstalteten Konferenz. "Wir halten es für wichtig, dass Banken ihre notleidenden Schuldner und Engagements frühzeitig managen."

Die Überprüfung durch die EZB ist der jüngste Schritt in einem langwierigen Bemühen, die aus Sicht der Aufsicht übermäßige Risikobereitschaft und das laxe Risikomanagement einiger europäischer Banken bei der Kreditvergabe an die Private-Equity-Branche einzudämmen. Im Rahmen dieser Maßnahmen hat die EZB bereits zusätzliche Eigenkapitalanforderungen für mehrere Banken, darunter die Deutsche Bank und die BNP Paribas, festgelegt, was bei einigen der betroffenen Banken auf Unmut stieß.

Die EZB argumentiert, dass Banken mit großen Portfolios an Leveraged Loans im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs wahrscheinlich mit höheren Ausfallraten konfrontiert wären als andere Institute. Dies bedeutet, dass diese Banken nach Ansicht der EZB auch ausreichende Rücklagen bilden sollten, um sich gegen ein solches Szenario abzusichern. (mb/Bloomberg)