Trotz der anhaltenden Ertragsmisere schütten Europas Banken immer noch viel zu üppige Dividenden aus. Für fünf von ihnen könnte aber im kommenden Jahr Schluss mit der Großzügigkeit sein – erzwungenermaßen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihnen Ausschüttungen verbieten, weil ihre Kapitalausstattung zu schwach ist. Das gehe aus einer Mitteilung der Notenbank zu den Schwerpunkt-Plänen in der Bankenaufsicht im kommenden Jahr hervor, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Die EZB nannte keine Namen der betroffenen Institute. Sie gehören aber zu den 123 Banken, die derzeit von ihr direkt überwacht werden. Ob es am Ende aber tatsächlich zu einer Dividendensperre kommt, ist noch offen. Denn die fünf Banken erfüllen zwar derzeit nicht die Kapitalanforderungen. Das kann sich aber bis zum ersten Quartal noch ändern, wenn die endgültigen Zahlen bekannt sind. Auf diesen beruhen dann die Ausschüttungen. Eine Studie hatte gezeigt, dass Europas gebeutelte Banken ihre Kapitallücken sogar noch vergrößern, weil sie bei den Gewinnbeteiligungen an ihre Anteilseigner allzu spendabel sind.

Mahnen statt Reglementieren
Darüber hinaus mahnte die Chefin des Aufsichtsgremiums, Danièle Nouy, Europas Geldhäuser zur Zurückhaltung bei Ausschüttungen und Bonuszahlungen für 2016, berichtet die "Börsen-Zeitung." Hintergrund für diesen Appell ist eine Änderung der EZB-Richtlinien. Ein Teil der individuellen Kapitalanforderungen einer Bank unter EZB-Aufsicht sind nunmehr nur eine "Empfehlung" und keine strikte Vorgabe mehr. Institute, die ihre Kapitalquoten nicht erfüllen, müssen deshalb nicht mehr automatisch Ausschüttungen aussetzen.

Die EZB hatte die Regeln gelockert, weil es zu Jahresbeginn zu einem Ausverkauf bei Hybridanleihen der Geldhäuser gekommen war. Anleger hatten angesichts sinkender Kapitalquoten und eines drohenden Ausschüttungsverbots durch die EZB um ihre Kupons gefürchtet und die Papiere massiv verkauft. Nach EZB-Definition umfassen Ausschüttungen neben den gezahlten Dividenden an Aktionäre auch die Kupons der Hybridbonds und Boni an Mitarbeiter. (ert)