Verantwortliche der 2020 insolvent gegangenen ehemaligen Meinl Bank (zuletzt kurz "Anglo Austrian Bank") werden nun vom seit längerem im Raum stehenden Vorwurf der Verstrickung in den Odebrecht-Geldwäscheskandal eingeholt. Ex-Meinl-Chef Peter Weinzierl wurde am Dienstag auf Antrag der USA in Großbritannien verhaftet. Das teilt das US-Justizministerium mit.

Gegen Weinzierl besteht gemeinsam mit dem ehemaligen Bank-Manager Alexander W. eine Anklage. US-Staatsanwälte werfen den beiden vor, am Geldwäschenetzwerk des brasilianischen Baukonzerns Odebrecht beteiligt gewesen zu sein. W. bleibt laut den Angaben auf freiem Fuß. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Weltweit Beamten bestochen
Beide waren laut den offiziellen Angaben Vorstandsmitglieder einer Bank auf Antigua. Gemeint ist die Meinl Bank Antigua. Wie das US-Justizministerium mitteilt, betreffen die Vorwürfe gegen Weinzierl und W. ungefähr die Jahre zwischen 2006 und 2016; in diesem Zeitraum soll mit Odebrecht und anderen Geld gewaschen worden sein soll. Gelder außerhalb offizieller Konten sollen dafür verwendet worden sein, um mit hunderten Millionen Dollar Beamten weltweit zu bestechen.

Konkret sollen laut Anklage die österreichischen Bankverantwortlichen gemeinsam mit Verbündeten "betrügerische Transaktionen und Scheinvereinbarungen" genutzt haben, um mehr als 170 Millionen US-Dollar von Bankkonten in New York über Meinl Antigua auf Offshorekonten zu überweisen, die letztendlich wieder von Odebrecht von kontrolliert wurden. Odebrecht habe weiters Überweisungen an Meinl Antigua in Höhe von mehreren hundert Millionen US-Dollar als legitime Geschäftsausgaben angegeben und diese in Brasilien steuermindernd abgezogen, wodurch den brasilianischen Steuerbehörde mehr als 100 Millionen US-Dollar entgangen seien.

Außerdem sollen kriminelle Einnahmen in Millionenhöhe von der Antiguanischen Bank auf ein Maklerkonto in den USA überwiesen worden sein, um US-Schatztitel sowie Unternehmensaktien und -anleihen an US-Börsen zu kaufen. Wenn die beiden Angeklagten Österreicher aus allen Gründen verurteilt werden, droht ihnen eine Höchststrafe zwischen 60 und 70 Jahren Gefängnis.

Skandal erschütterte Südamerika
Odebrecht hat die Bestechung zugegeben. Im Dezember 2016 bekannte sich der Konzern, der mittlerweile Novonor heißt, gemeinsam mit seiner Petrochemie-Tochter Braskem vor einem Bundesgericht in Brooklyn schuldig. Den Unternehmen wurde eine Strafzahlung an US-  und brasilianische Behörden von 3,5 Milliarden Dollar auferlegt. Ex-Chef Marcelo Odebrecht wurde zu 19 Jahren Haft verurteilt.

Der Odebrecht-Skandal erschütterte mehrere Länder Südamerikas. Der Konzern, der 2019 Insolvenz anmeldete, hat nach früheren Berechnungen des US-Justizministeriums 788 Millionen US-Dollar Bestechungsgelder allein in Lateinamerika bezahlt. In Brasilien verursachte der Skandal ein politisches Beben. Es gab zig Verfahren gegen Minister, Ex-Präsidenten und Kongressmitglieder. Auch in anderen Ländern mussten sich hochrangige Politiker in Verfahren verantworten, darunter allein in Peru vier Ex-Präsidenten. (eml)