Nach dem Entzug der Banklizenz hat die Anglo Austrian AAB AG beim Handelsgericht Wien einen Konkursantrag gestellt. Laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform verbucht die Bank, die bis zum Vorjahr unter dem Namen Meinl Bank firmierte, auf der Passivseite 280 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen 148 Millionen Euro an Aktiva. Die genauen Zahlen müssten im Konkursverfahren ermittelt werden.

Der Kreditschutzverband KSV 1870 schlüsselt die Passiva noch genauer auf, diese liegen demnach bei 245 Millionen Euro. Dazu kommen 40 Millionen Euro an strittigen Forderungen. Hier müsse man abwarten, ob diese vom Insolvenzverwalter als zu Recht bestehende Konkursforderungen anerkannt werden. Eine "gänzliche Befriedigung aller Gläubiger" werde nicht möglich sein, so der KSV mit Blick auf die aktuellen Zahlen.

"Allgemeine Gläubiger müssen mit einem Totalausfall rechnen"
Stephan Mazal, Leitender Insolvenzreferent bei Creditreform, formuliert es deutlicher: "Für die allgemeinen Gläubiger ist mit einem Totalausfall zu rechnen. Nur die einlagengesicherten Gläubiger können mit einer Befriedigung rechnen", sagt er.

Es sind 33 Dienstnehmer betroffen. Anmeldefrist für Forderungen ist laut KSV der 14. Mai 2020. Als Masseverwalter wurde der Anwalt Georg Freimüller bestellt, der diese Funktion bereits bei der Pleitefirma Wienwert ausübte.

Kürzlich musste die Bank aufgrund eines EU-Gerichtsbescheids ihre Lizenz endgültig niederlegen, nachdem ein erstmaliger Entzug im Jahr 2019 angefochten worden war. Mit der Abwicklung war die Wiener Rechtsanwaltskanzlei Engelhart & Partner betraut worden.

Einlagensicherung
Die österreichische Einlagensicherung (ESA) ist mit rund 750 Millionen Euro dotiert und übertrifft damit weit die Ansprüche der Meinl-Einleger, die auf 60 Millionen Euro geschätzt werden. "Pro Kunde sind Einlagen bis zu 100.000 Euro und Anlegerentschädigungsansprüche bis zu 20.000 Euro gesichert. Wir sind um eine rasche Auszahlung bemüht", heißt es bei der ESA. In besonderen Fällen (zum Beispiel: das Guthaben stammt aus dem Verkauf einer privat genutzten Immobilie) kann die Entschädigung bis zu 500.000 Euro betragen.

Die Einlagensicherung evaluiert derzeit die von der AAB zur Verfügung gestellten Kontodaten und errechnet daraus die auszuzahlende Entschädigungssumme. Die Kunden sollen in den kommenden Tagen einen Brief mit individuellen Login-Daten erhalten. Mit diesen müssen sie über die Auszahlungs-Webseite der ESA eine alternative Kontoverbindung angeben, über die der Betrag ausbezahlt weden kann. Inhaber von AAB-Wertpapierdepots müssen sich laut ESA für eine Übertragung der Wertpapiere direkt an Insolvenzverwalter Freimüller wenden. (eml)

Update Einlagensicherung, 3.3.2020