Die Anglo Austrian Bank (AAB) könnte laut einem Bericht der Tageszeitung "Der Standard" ihren Status als Kreditinstitut verlieren. Demnach führt die Europäische Zentralbank (EZB) seit rund einem halben Jahr gegen das Unternehmen ein Verfahren, das den Verlust der Banklizenz zur Folge haben kann. Die Zeitung zitiert einen Juristen der AAB, wonach der Ausgang des Verfahrens "völlig offen ist bzw. für die Bank positiv sein kann".

FMA hat Konzessionsentzug vorgeschlagen
Laut Unterlagen, die der Zeitung vorliegen, gibt die Bank zu Protokoll, dass die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA der EZB den Konzessionsentzug vorgeschlagen hat. Eine Marktgefährdung durch Handlungen der Bank sei nie aufgetreten und die Vorwürfe, auf deren Basis nun entschieden würde, betreffen "angebliche Verfehlungen (Vorkehrung zur Geldwäscheprävention, Anm.), die viele Jahre zurückliegen", moniert die Bank in den Unterlagen. Das Institut gab der Zeitung ebenso wie die Behörden keinen Kommentar ab.  

Laut dem Bericht hat die Bank in der Zwischenzeit selbst ein Abwicklungskonzept erarbeitet, das unter anderem auch die freiwillige Zurücklegung der Konzession vorsieht. Der Plan skizziert offenbar eine geordnete Abwicklung innert 15 bis 18 Monaten. Nach Ansicht der Bank ist ein behördlicher Entzug der Konzession, um Gefahren vom Markt fern zu halten, schon allein deshalb nicht nötig, weil das Institut sein Geschäftsmodell umgebaut hat und klassische Bankbereiche wie Einlagen- oder Kreditgeschäft kaum mehr verfolgt.

Neue Strategie – Kaum mehr klassisches Bankgeschäft
Das Institut hatte im August 2019 verkündet, dass es seinen traditionsreichen Namen Meinl aufgibt und sich unter dem neuen Namen Anglo Austrian Bank auch strategisch neu positionieren will: Das Kreditgeschäft, das in den vergangenen Jahren bereits stark reduziert wurde, sollte gänzlich abgebaut werden. Kredite wollte die AAB nur noch in Zusammenhang mit Wertpapiergeschäften vergeben. Ebenso sollte das regulatorisch aufwendige und teure Zahlungsverkehrsgeschäft mit Kunden, die sonst keine Bankleistungen in Anspruch nehmen, wegfallen. Statt dessen sollte der Fokus auf das Beratungsgeschäft und Investment Banking gelegt werden.

Die Meinl Bank war in der vergangenen Dekade nicht aus den Schlagzeilen gekommen. Hauptsächlich angesichts der rund um die Finanzkrise aufgetretenen Anlegerverlusten bei der Immobilienholding MEL (Meinl European Land). Erst diesen Sommer hat sich Meinl mit 4.000 Anlegern verglichen – zwölf Jahre nach Auftreten der Causa. Gegen die Bank und Verantwortlichen ermitteln die Behörden in mehreren Fällen. Wie "Der Standard" berichtet, hat sich Julius Meinl V., dem die Bank zuzurechnen ist, im Sommer aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen, dessen Vorsitzender er bis dahin gewesen war. (eml)