Erste-Group-Vorstandsvorsitzender Bernd Spalt überraschte vergangenen Freitag mit der Ankündigung, seinen Vertrag nach der ersten Amtszeit nicht zu erneuern. Als Grund führte er Auffassungsunterschiede an, nannte aber keine Details. Bei der Hauptversammlung (HV) am Mittwoch ließ Spalt nun tiefer blicken und erklärte, dass er gern mehr Zeit für die geplante Neuausrichtung der Bankengruppe gehabt hätte.

Die Erste Group habe sich bis zum Jahr 2030 einen weitreichenden – mit dem Aufsichtsrat abgestimmten – Transformationsprozess verordnet. Dieser soll die Bank zu einer "Financial Health Company" machen, mit umfassenden Änderungen bei Technologie, Kultur und Geschäftsmodell. "Der Aufsichtsrat und ich haben Unterschiede festgestellt, wie man eine solche große Transformation planen und umsetzen soll", so Spalt bei der HV.

Seiner Ansicht nach müssten die Vorbereitungen dafür "extrem genau und konzentriert" sein. Vor allem sei es seine Auffassung, die zur Gruppe gehörenden Banken in den einzelnen Ländern so wie die Sparkassengruppe in Österreich in den Prozess einzubeziehen. "Mein Ansatz geht zulasten des Tempos", so Spalt. Der Aufsichtsrat wollte "deutlich rascher voranschreiten", schneller in die konkrete Umsetzung kommen und "zügiger größere Investitionen im Projekt sehen". "Die Geschwindigkeit und die Gestaltung des Prozesses" sei der Kern der unterschiedlichen Auffassung, so Spalt.

Aktien für Mitarbeiter
Konkrete Pläne zum Transformationsprogramm sind teilweise ausgearbeitet. So soll im Rahmen eines Mitarbeiterschwerpunktes künftig jeder Konzernangehörige Aktien in Höhe von 350 Euro netto erhalten, wie Spalt erklärte. Dazu gibt es die Gelegenheit, mehr zu investieren. Diese Zusatzoption will die Erste Group aufdoppeln. Damit man die "Ernsthaftigkeit und Langfristigkeit" gegenüber den Mitarbeitern ausdrücke.

Das Transformationsprogramm sei vom Management während der Corona-Krise ausgearbeitet worden mit dem Ziel herauszufinden, wie man in fünf, zehn Jahren noch relevant ist. Der dabei entstandene Leitgedanke laut Spalt: "Wir sind nicht nur ein Finanzunternehmen, sondern wir sind mitten in der Gesellschaft positioniert. Wir sind stark in der zivilgesellschaftlichen Verantwortung." Im Vordergrund des Programms steht die finanzielle Stabilität und Finanzgesundheit von Kunden und Mitarbeitern. Es sieht fünf Prinzipien vor: Investitionen in "Mindset" und Fähigkeiten der Mitarbeiter, ein Versprechen von Fairness und Ausgewogenheit "bei allem, was wir tun", finanzielle Unabhängigkeit und Finanzwissen für alle, Banking "von Menschen für Menschen", Wachsen durch Offenheit und Kooperation. (eml)