Der Investmentkonzern Standard Life Aberdeen steht vor einem Generationenwechsel. Der langjährige Top-Manager Keith Skeoch gibt sein Amt ab. Die Führung der an der Londoner Börse notierten Gesellschaft übernimmt Stephen Bird. Dieser leitete bis Ende 2019 das weltweite Privatkundengeschäft der US-Großbank Citigroup. Bird soll bereits zum 1. Juli als designierter Chef in den Vorstand des Asset Managers rücken. Im dritten Quartal übernimmt er dann endgültig die Geschäfte von Skeoch, heißt es in einer Mitteilung.

Skeoch saß 14 Jahre im Vorstand von Standard Life, davon fünf Jahre als Vorsitzender. 1999 war er in den Konzern eingetreten. Zusammen mit seinem Anglerfreund sowie Aberdeen-Chef und Mitgründer Martin Gilbert hatte er den Zusammenschluss der beiden Häuser im Jahr 2017 eingefädelt. Skeoch sah die Zukunft für sein Haus im Investmentgeschäft. So betrieb er den Umbau von Standard Life und suchte den badligen Schulterschluss mit Aberdeen. Ein Jahr nach der Fusion verkündete das vereinte Haus dann auch, das Lebensversicherungsgeschäft an die Phoenix Group zu verkaufen, die auch als Run-off-Plattform agiert.

Erhebliche Abzüge
Bis zum Frühjahr 2019 lenkten Skeoch und Gilbert Standard Life Aberdeen gemeinsam als Doppelspitze. Dann zog sich Gilbert in den Aufsichtsrat zurück und kündigte im Herbst an, das Haus ganz verlassen zu wollen. Skeoch lenkte den Konzern seither allein. Unter Anteilseignern war die Doppelspitze umstritten gewesen. Den beiden wurde zudem ein unterschiedlicher Führungsstil nachgesagt. Das Duo hatte die Doppelbesetzung stets verteidigt. Sie würden das Unternehmen "noch zehn weitere Jahre" zusammen lenken, hatte Gilbert etwa im Sommer 2017 behauptet.

Nun bleibt von dem Traum-Duo keiner mehr. Die Umbesetzung leite "die nächste Phase der Entwicklung von Standard Life Aberdeen" ein, mit der "die Ertragsmöglichkeiten entwickelt und ausgeweitet" werden sollen, heißt es in der Mitteilung. Die Fondsgesellschaft hatte im Geschäftsjahr 2019 Nettomittelabflüsse in Höhe von 17,4 Milliarden britischen Pfund erlitten (19 Milliarden Euro) Im Jahr 2018 hatten Anleger sogar 40,9 Milliarden Pfund (45 Milliarden Euro) aus den Fonds des Hauses abgezogen. Per Ende März 2020 verwaltete der Anbieter ein Volumen von 545 Milliarden Pfund (596 Milliarden Euro).

Würdigen Nachfolger gefunden
Aufsichtsratschef Douglas Flint wiederum lässt sich mit lobenden Worten in der Mitteilung zitieren. "Ich möchte die Führung von Keith Skeoch über die vergangenen fünf Jahre als alleiniger und Co-Vorstandschef würdigen. Er lenkte das Unternehmen durch den Umbruch, der sich durch den Zusammenschluss mit Aberdeen, den Deal mit der Phoenix Group und den Wandel der Branche auftat." Angesichts seiner Leistungen sei es eine große Herausforderung gewesen, einen Nachfolger für Skeoch zu finden. Dies sei mit Stephen Bird aber gelungen, so Flint. (ert)