Deutschlands führender Fondsanbieter wird künftig bei allen aktiv gemanagten Portfolios Nachhaltigkeitskriterien integrieren. In einem ersten Schritt werde die ESG-Integration bei liquiden Anlagestrategien in der EMEA-Region erfolgen, teilt die DWS mit. Ab Juli sollen die Prospekte der deutschen Wertpapierfonds entsprechend angepasst werden, ab September folge dann die Luxemburger Produktpalette, erläuterte ein Firmensprecher gegenüber FONDS professionell ONLINE.

Die DWS folgt damit anderen großen Fondsanbietern, die die ESG-Integration auf ihrer Investmentplattform vorantreiben, beispielsweise Amundi oder BNP Paribas Asset Management. Auch zahlreiche kleinere Häuser wie DJE Kapital berücksichtigen bei der Titelauswahl nun flächendeckend Nachhaltigkeitskriterien.

Potenzielle Portfoliorisiken identifizieren
Bei der DWS war es den Portfoliomanagern der nicht als nachhaltig vermarkteten Fonds bislang freigestellt, ob sie ökologischen und sozialen Kriterien sowie den Grundsätzen der guten Unternehmensführung Beachtung schenken möchten oder nicht. Künftig verpflichtet die hauseigene Investmentpolitik sie dazu, diese Faktoren zu berücksichtigen.

Die Deutsche-Bank-Tochter möchte ihre selbst entwickelte "ESG-Engine" nutzen, um potenzielle Portfoliorisiken zu identifizieren. "Dies sind in erster Linie Unternehmen mit hohen Risiken aufgrund des Klimawandels und solche, die gegen internationale Nachhaltigkeitsstandards verstoßen", heißt es in einer Pressemitteilung. Zum Einsatz kommen nicht nur Daten aus den Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen und von ESG-Ratingagenturen, sondern auch Prognosemodelle, beispielsweise mit Blick auf den Klimawandel. Ein internes Gremium berät die Portfoliomanager dabei, wie das Ergebnis der Risikoanalyse in Anlageentscheidungen eingebunden wird.

DWS möchte "einer der führenden ESG-Anbieter" werden
Mit Unternehmen, die das höchste Risikopotenzial aufweisen, soll der Dialog gesucht werden. Man verzichte bewusst darauf, ganze Branchen – etwa die Kohleindustrie – von vorneherein auszuschließen, so der Sprecher. Denn Veränderungen könne nur anstoßen, wer selbst Aktionär des entsprechenden Unternehmens sei. Erst, wenn ein Emittent gar nicht reagiere, könne die DWS ihn aus ihrem Anlageuniversum ausschließen. Der Fondsanbieter nennt diesen Prozess "Smart Integration".

"Der Dialog, unser direktes Engagement mit Unternehmen über deren Unternehmensstrategie, ist das wirkungsvollste Instrument, das wir als treuhänderischer Vermögensverwalter haben, um einen positiven Einfluss auf ESG-Praktiken zu nehmen", lässt sich DWS-Chef Asoka Wöhrmann in der Mitteilung zitieren. Er untermauert zugleich den Anspruch seines Hauses, "einer der führenden ESG-Anbieter unserer Branche" zu werden. (bm)