An der Spitze der DWS vollzieht sich ein Wechsel. Vorstandschef Nicolas Moreau verlässt die Fondstochter der Deutschen Bank. Einer Mitteilung der Muttergesellschaft zufolge hat er seinen Posten mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Nachfolger ist ein alter Bekannter: Asoka Wöhrmann. Dieser hatte große Teile seiner Karriere bei dem Vermögensverwalter verbracht, zuletzt als Chefanlagestratege. Ende 2015 war er dann zur Deutschen Bank gewechselt und hatte die Leitung des Privatkundengeschäftes in Deutschland übernommen. 

Auf Ebene des Deutschen-Bank-Konzerns übernimmt Wöhrmann die Aufgaben von Moreau als Generalbevollmächtigter. Moreaus Vertrag endet zum Jahreswechsel. Der Franzose war im Deutsche-Bank-Vorstand für das Asset Management zuständig. In den vergangenen Wochen kursierten bereits Gerüchte über eine Ablösung von Moreau durch Wöhrmann. Seit dem Börsengang der DWS war Wöhrmann Mitglied des Aufsichtsrats des Vermögensverwalters. Er scheidet nun aus diesem Gremium aus.

Herbe Mittelabflüsse
Die DWS nannte auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE keine Gründe für den Rücktritt Moreaus. "Wir danken Nicolas Moreau nicht nur für die wichtigen Impulse, die er der Bank insgesamt sowie speziell dem Asset Management gegeben hat. Unter seiner Führung wurde die DWS erfolgreich an die Börse gebracht und die Grundlage für einen Wachstumskurs gelegt", teilte Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner lediglich per Pressemitteilung mit.

Vor dem Hintergrund der gestern veröffentlichen Geschäftszahlen des börsennotierten Asset Managers überrascht der Abgang Moreaus nicht. Die Fondsgesellschaft hat auch im dritten Quartal erhebliche Mittelabflüsse erlitten. Anleger zogen in den drei Monaten bis Ende September weitere 2,7 Milliarden Euro aus den Fonds des Deutsche-Bank-Ablegers ab. Im zweiten Quartal hatten Investoren noch fast fünf Milliarden Euro abgezogen. Die Führungsspitze um Moreau hatte daraufhin die Absatzziele für das Jahr gekippt. Obendrein beutelten die Abgänge von Topmanagern wie Henning Gebhardt und Tim Albrecht das Haus.

Anhaltender Kursverfall
Moreau war erst vor zwei Jahren vom französischen Versicherungskonzern Axa an die Spitze des Asset Mangers gerückt. Seine vordringliche Aufgabe war, die Fondstochter an die Börse zu bringen. Seit der Erstnotiz im März ist der Kurs der DWS-Aktien aber von über 30 auf unter 25 Euro gefallen. Heute notiert das Papier hingegen im Plus.

Diese Entwicklung dürfte sich zusammen mit den Mittelabzügen durch Investoren in der Vergütung des Franzosen niedergeschlagen haben. Dem Prospekt zum DWS-Börsengang zufolge stand Moreau ein Fixgehalt von 2,66 Millionen Euro sowie ein Bonus von 4,34 Millionen Euro zu – wenn er und das Haus 100 Prozent der Ziele erfüllen. Ob dies erreicht wurde, darf bezweifelt werden.

"Intimer Kenner der Organisation"
In einer Mitteilung an die Belegschaft schrieb Wöhrmann, dass mit dem Börsengang der Grundstein für den künftigen Erfolg gelegt worden sei. In einem herausfordernden Marktumfeld müsse die DWS den "Mehrwert ihres treuhänderischen Geschäfts sichtbar machen. Wir können stolz darauf sein, dass wir das nötige Rüstzeug dafür haben – mit unserem weltweiten Schatz an Talent und vielfältiger Expertise ebenso wie mit unserer breit aufgestellten Produktpalette."

Karl von Rohr, Vorsitzender des Aufsichtsrats der DWS, pries den designierten DWS-Chef als "intimen Kenner unserer Organisation unserer Kunden auf der ganzen Welt sowie der Vermögensverwaltungsbranche". Er sei die richtige Wahl, um der DWS Group weltweit den langfristigen Erfolg zu sichern, sagte von Rohr einer Mitteilung zufolge. (ert/jb)