Der DWS-Chef Stefan Hoops hat für sein Haus eine neue strategische Ausrichtung ausgerufen. So soll das Passiv-Geschäft ein wesentlicher Wachstumstreiber sein. Auch den Bereich der alternativen Investments will der Vorsitzende der Geschäftsführung deutlich ausbauen. Daneben setzt Hoops auf die Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen, um die Transformation der europäischen Wirtschaft zu mehr Technologie und Nachhaltigkeit voranzutreiben. Die DWS habe über Jahrzehnte nicht mit dem Wachstum des Asset-Management-Marktes mitgehalten. "Wir agierten lange unterhalb unseres Kampfgewichts", formuliert es Hoops bei der Präsentation der neuen Strategie.

In diese Geschäftsfelder soll die Deutsche-Bank-Tochter nach dem Willen von Hoops deutlich investieren, um das Wachstum voranzutreiben. Das Geld soll durch Einsparungen in anderen Feldern frei werden. Dafür sollen Geschäftsbereiche verkauft, Hierarchien in der Organisation abgebaut sowie die regionale Präsenz verringert werden. Zudem erhofft sich die Gesellschaft Einsparungen durch eine eigenständige IT-Plattform. Bislang nutzt der Fondsanbieter die Systeme der Konzernmutter Deutsche Bank. Hoops hatte im Juni 2022 das Amt von Asoka Wöhrmann übernommen, der unter anderem wegen der Greenwashing-Affäre ins Straucheln kam.

Neue Ziele
Zudem ruft Hoops neue Ziele für das Haus aus. So soll die DWS im Jahr 2025 einen Gewinn je Aktie in Höhe von 4,50 Euro erzielen und 2024 eine außerordentliche Dividende in Höhe von eine Milliarde Euro ausschütten, sofern das Geld nicht für andere Zwecke wie eine Übernahme oder internes Wachstum benötigt wird. Ab 2025 verspricht Hoops eine Ausschüttungsquote von rund 65 Prozent. Bis 2025 will das Haus zudem insgesamt 100 Millionen Euro einsparen. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio, CIR) soll bis 2025 unter der Marke von 59 Prozent liegen.

Zuletzt rangierte diese Kennzahl bereits bei 58 Prozent. Die DWS-Finanzchefin Claire Peel verwies jedoch auf das rekordhohe verwaltete Vermögen 2021 sowie hohe Einnahmen durch erfolgsabhängige Gebühren. Angesichts der Marktlage sowie der anstehenden Investitionen werde die Cost-Income-Ratio zunächst auf bis zu 65 Prozent steigen, bevor sie wieder unter die Marke von 60 Prozent gedrückt werden könne.

"Renaissance des aktiven Managements"
Um Wachstumsfelder zu identifizieren und Einsparmöglichkeiten auszuloten, teilte Hoops sein Haus in die Kategorien "Reduce", "Value", "Growth" und "Build". So sollen Firmenteile verkauft werden. Finanzchefin Peel verwies dabei auf den jüngst abgeschlossenen Verkauf der Investmentplattform die nun als Morgenfund firmiert. Welche weiteren Bereiche zur Disposition stehen, wollte Peel noch nicht sagen. Demgegenüber will das Haus seine Position in Bereichen wie Aktien, Anleihen oder Multi-Asset behaupten. Die schwierige Lage an den Märkten sorge für eine "Renaissance des aktiven Managements", wovon diese Felder profitieren könnten, so der DWS-Chef. Diese Felder bezeichnet Hoops als "Value".

Deutlich wachsen sollen wiederum das ETF-Geschäft der Marke Xtrackers, das Hoops neben den alternativen Strategien zu "Growth" zählt. Den Fokus legt Hoops hier aber nicht auf eine einfache Indexnachbildung, sondern auf erweiterte Indexstrategien wie thematische Investments. Zudem soll das Geschäft im heiß umkämpften US-Markt ausgebaut werden. "In den USA haben wir das Wachstum vernachlässigt", sagt Hoops. Für das passive Geschäft ruft Hoops eine jährliches Wachstumsrate von zwölf Prozent bis 2025 aus. Ein Drittel davon soll der Marktentwicklung entspringen, zwei Drittel Nettomittelzuflüssen.

"Das am besten gehütete Geheimnis"
Den alternativen Bereich bezeichnet Hoops "als das am besten gehütete Geheimnis" der DWS, obgleich das Haus hier schon lange aktiv sei und ein Vermögen in Höhe von 126 Milliarden Euro verwalte. Der Bereich soll um zehn Prozent wachsen. Ein Viertel soll über die Marktentwicklung erfolgen, drei Viertel über Mittelzuflüsse. Ein Gesamtziel beim verwalteten Vermögen will Hoops nicht vorgeben. Die Ziele für das passive und das alternative Geschäft würden deutlicher zeigen, wohin sich das Haus entwickeln solle.

Als Bereich "Build" benennt Hoops wiederum Bereiche, in denen das Haus für die Zukunft Kompetenzen aufbauen will. Dazu zählen digitale Plattformen sowie der Aufbau von Dienstleistungen rund um die Blockchain. Die DWS wolle "digitale Zwillinge" von Fonds auf die Blockchain bringen. Zudem will das Haus selbst zum "Tokenizer" werden.

Interne ESG-Untersuchung vor Abschluss
Die Fondstochter der Deutschen Bank ringt mit einem Greenwashing-Skandal. Hoops kündigte an, dass die interne Untersuchung der Vorfälle vor dem Abschluss stehe. Er betonte zudem, dass das Haus zu seinen in den Geschäftsberichten und Prospekten getroffenen Aussagen stehe. Dies habe er als erstes bei seinem Amtsantritt im Sommer selbst in Augenschein genommen. Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin hatte dem Haus vorgeworfen, die Fortschritte bei ESG-Investments besser darzustellen als sie sind. Die DWS hatte dies stets bestritten. Die Finanzaufsicht Bafin sowie Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. (ert)