Die Kapitalverwaltungsgesellschaft der Deutschen Bank, die DWS, sieht die Fondsbranche vor einer Zeitenwende: In Zukunft würden Fondsanbieter das Asset Management zunehmend nur noch als weiterverwertbare Ware zur Verfügung stellen. Im direkten Kundenkontakt werde die Sichtbarkeit der Gesellschaften jedoch zurückgehen. Dies erklärte Stefan Hoops, Vorsitzender der DWS-Geschäftsführung, der "Börsen-Zeitung" zufolge am Mittwoch (24.7.) bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal 2024 im Gespräch mit Analysten. 

Der beschriebene Trend sei bislang nur in Ansätzen erkennbar, gewinne aber an Fahrt. "Das ist weit mehr als nur eine Umstellung auf die Digitalisierung, sondern könnte ein tektonischer Bruch für die Branche sein", zitiert die "Börsen-Zeitung" den DWS-Chef. Heute schon böten Privatbanken ihren Kunden eigene Vermögensverwaltungskonzepte an, für die Asset Manager lediglich noch die Bausteine lieferten. Gleichzeitig adressierten Online-Broker und Neobanken die Kundschaft. Hier sei nicht nur die Performance von Fonds entscheidend. Auch technische Schnittstellen, Inhalte und Verfügbarkeit spielten eine wichtige Rolle.

Beispiel aus dem Zahlungsverkehr
Den Grund für seine "Paranoia" machte Hoops nach dem Bericht der "Börsen-Zeitung" an einem Beispiel aus dem Zahlungsverkehr deutlich. Wenn ein Kunde auf Amazon eine Ware erwerbe und mit Paypal bezahle, wickele die Deutsche Bank oft die Zahlung ab. Für den Kunden sei die Rolle der Bank aber gar nicht erkennbar. Ähnliches drohe künftig auch den Asset Managern.

Hoops nenne dieses Prinzip "b2B2C", so die "Börsen-Zeitung". Dabei stehe das kleine "b" für die untergeordnete Rolle der Fondsgesellschaften. Die Distributoren, die das mittlere "B" kennzeichnet, verfügten über die Schnittstelle zum Kunden ("C") und seien daher in der Lage, Marktmacht auszuüben. Deshalb vertiefe die DWS den Kontakt zu verschiedenen Distributoren.

Unterschiedliche Partner
Auch heute schon stellt die Deutsche-Bank-Tochter ihre Fonds häufig für unterschiedliche Partner bereit. So ist die DWS in Deutschland etwa der wesentliche Zulieferer für die Anbieter von fondsgebundenen Lebensversicherungen.

Nach der Auswertung des deutschen Fondspolicen-Marktes, die FONDS professionell im Sommer 2023 für das Vorjahr 2022 erstellt hat, entfallen über 30 Prozent des gesamten Fondsbestands der Lebensversicherer auf Produkte der DWS. Das sind in Summe rund 46 Milliarden Euro. Das Prinzip wolle die DWS im Ausland ausbauen, schreibt die "Börsen-Zeitung". Im ETF-Segment wiederum seien Online-Broker ein tragender Kanal für das Neugeschäft, habe Hoops gesagt. (am)