Bei der Hauptversammlung der Fondsgesellschaft DWS am Donnerstag (6. Juni) haben die Aktionäre das Online-Format des Treffens scharf kritisiert. Zudem monieren Aktionärsvertreter, dass die Anteilseigner der Deutschen-Bank-Tochter Fragen vorab einreichen mussten. Nachfragen waren allerdings im Laufe der Versammlung zugelassen. Auch die Konzernmutter hatte ihre Hauptversammlung online abgehalten, wobei Fragen nur vorab gestellt werden konnten.

So forderte Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dass die DWS zur Präsenzversammlung zurückkehren sollte. Der Asset Manager solle die mangelnde Wertschätzung gegenüber den Aktionären "durch das Verstecken hinter dem Bildschirm"  beenden, zitiert die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" den Aktionärsschützer. Seit der Corona-Pandemie sind Online-Hauptversammlungen gesetzlich zugelassen und die Aktiengesellschaften können verlangen, dass Fragen vorab eingereicht werden.

Kritik an Gehalt und Greenwashing
Die Fondsgesellschaft Union Investment hatte vor dem Aktionärstreffen angekündigt, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten, wie das "Handelsblatt" berichtete. Auch die Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK) verweigerte die Entlastung, ebenso der der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Am Ende stimmten 96 Prozent für die Entlastung des Vorstands, beim Aufsichtsrat waren es 95 Prozent. Die Deutsche Bank als Mehrheitseigner durfte nicht abstimmen, da die DWS als Kommanditgesellschaft firmiert.

Kritik zog auch die Vergütung des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Stefan Hoops, auf sich. Diese orientiere sich eher an Bank- denn an Asset-Manager-Gehältern. Hoops hatte zuvor bei der Deutschen Bank gearbeitet. Auch den immer noch nicht ausgeräumten Greenwashing-Skandal kritisierten die Aktionäre. Berichten zufolge steht die DWS aber vor einer Einigung mit der Staatsanwaltschaft über die Buße.

Externer Aufsichtsratschef
Zustimmung wiederum erfuhr der neue Aufsichtsratsvorsitzende Oliver Behrens. Er wurde mit mehr als 99 Prozent Zustimmung in das Gremium gewählt. Behrens kommt von Morgan Stanley, kennt die DWS aber bereits gut: Er arbeitete von 1992 bis 2005 für die Fondsgesellschaft. Anteilseigner begrüßen, dass ein Kandidat ohne Deutsche-Bank-Hintergrund den Posten übernimmt. Zeitweilig hatte die Gesellschaft den Deutsche-Bank-Finanzchef und Vorstandsvize James von Moltke für einen Sitz in dem Gremium ins Rennen gebracht.

Der bisherige DWS-Aufsichtsratschef Karl von Rohr war stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank. Er hatte im April 2023 angekündigt, den Aufsichtsratsvorsitz der DWS und seinen Vorstandsposten zu räumen. Von Rohr will dem Aufsichtsrat nur noch als einfaches Mitglied angehören. Jüngst wurde bekannt, dass er beim Fintech Raquest zum Mitglied des Advisory Boards ernannt wurde. (ert)