Vanguard führt schon lange die Ranking-Liste der führenden Fondsanbieter in den USA an. Im Jahr 2016 ist dem ETF-Anbieter aus Malvern im US-Bundesstaat Pennsylvania allerdings ein Kunststück gelungen: Die Nettozuflüsse in Vanguard-Fonds (einschließlich ETFs, ohne Geldmarktfonds), übertrafen die aggregierten Inflows aller anderen Fondsanbieter weltweit, zeigt eine Analyse der Fondsratingagentur Morningstar. In nackten Zahlen ausgedrückt: Dem Vanguard-Sortiment gingen im vergangenen Jahr 289 Milliarden US-Dollar zu – dem stehen 244 Milliarden US-Dollar bei allen anderen 4.000 Fondsanbietern weltweit gegenüber.

"Die aggregierte Fonds-Absatzbilanz 2016 sagt mehr über den Zustand der aktiven Fondsindustrie aus als über die Qualitäten der ETF-Anbieter", sagt Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah. Aktiv verwaltete Fonds hätten im vergangenen Jahr netto gut 92 Milliarden US-Dollar an Abflüssen verkraften müssen. Demgegenüber hätten Indexfonds 625 Milliarden US-Dollar an Zuflüssen verbucht.

"Auch wenn der Aufstieg von Indexfonds bereits seit Jahren zu beobachten ist, hat das Jahr 2016 diesbezüglich eine neue Qualität offenbart", so Masarwah. Bis 2016 war das Nettoneugeschäft der aktiven Fondshäuser stagnierend bis rückläufig – aber nicht negativ. Der Erdrutsch des vergangenen Jahres war also aus dem historischen Kontext keinesfalls ausgemachte Sache.

Keine ganz überraschende Entwicklung
Ganz überraschend komme die Entwicklung allerdings nicht, wenn man sich den Bewusstseinswandel der Anleger vergegenwärtige. "Immer mehr haben offenbar erkannt, dass niedrige Kosten der wichtigste Grund für den künftigen Erfolg einer Fondsanlage darstellen", sagt Masarwah. Immer mehr Anlegern dürfte dämmern, dass günstige Fonds nicht nur in der Theorie bessere Startbedingungen bieten als vergleichbare teure Fonds, sondern diese auch tatsächlich en gros outperformen.

Schaut man sich die Morningstar-Analyse allerdings genauer an, zeigt sich: Ganz so schlimm ist es um das aktive Asset Management doch nicht bestellt. Denn die Morningstar-Auswertung erzählt nicht die ganze Wahrheit, weil sie Fonds mit einem Ausgabeaufschlag in der Analyse benachteiligt. Vanguard-Produkte haben jedoch keinen solchen Agio. (fp)