Versicherungsunternehmen in Österreich bieten in der Regel ihren Kunden eine sehr hohe Kapitalausstattung und damit eine hohe Sicherheit, dass sie bei Marktverwerfungen nicht ins Trudeln geraten. Bei der Solvabilitätsquote kommen die Versicherungen im Land auf einen Mittelwert von 270 Prozent, wie die Unternehmensberatung EY mitteilt. Das EU-Regelwerk Solvency II fordert eine Mindestdeckung von 100 Prozent.

Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Anbietern sehr hohe Unterschiede. Der tiefste Wert, den ein österreichischer Versicherer erreicht, liegt bei 140 Prozent, der höchste bei 398 Prozent.

Die Reihung der hochkapitalisierten Anbieter sieht wie folgt aus:
• Vienna Insurance Group (VIG): 398 Prozent
• Generali: 372 Prozent
• Wiener Städtische Versicherung (gehört zu VIG): 369 Prozent

Am anderen Ende stehen:
• Europäische Reiseversicherung: 140 Prozent
• VAV: 153 Prozent
• Porsche: 167 Prozent

200-Jahr-Ereignis
EY betont, dass selbst Anbieter mit der tiefsten Quote die regulatorischen Vorgaben bei Weitem übererfüllen. Die Solvabilitätsquote (SCR-Quote, Solvency-Capital-Requirement-Quote) ergibt sich aus dem Verhältnis der vorhandenen Eigenmittel zum benötigten Risikokapital. Eine Solvabilität von 100 Prozent besagt, dass ein Unternehmen zu 99,5 Prozent über zwölf Monate hinweg jene Risiken bewältigen kann, die in einer standardisierten oder separat genehmigten Formel berechnet werden. Oder umgekehrt ist genügend Kapitalausstattung vorhanden, "um negative Szenarien zu bewältigen, die statistisch einmal alle 200 Jahre auftreten", erklärt Christopher Grocholski, Aktuar und Senior-Manager im Bereich Financial Services bei EY Österreich.

Die größte Gefahr stellen laut EY für die Versicherer Marktrisiken dar, also Kursverluste an der Börse, Wertverluste bei Immobilienportfolios oder Währungsrisiken. Das deshalb, weil die Unternehmen in hohem Ausmaß Gelder vereinnahmen, die dann rentabel investiert werden müssen. Das zweitgrößte Bedrohungspotenzial liegt im versicherungstechnischen Risiko des Bereichs Nicht-Leben. Darunter fallen etwa ungenügende Reserven zur Deckung von Schadensfällen oder Massenstornierungen von profitablen Versicherungsverträgen.

International gut
EY hat für die Untersuchung die Geschäftsberichte 2023 aller 32 der österreichischen Aufsicht unterliegenden Versicherungsunternehmen analysiert. Gleichzeitig wurden die von der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA veröffentlichten Zahlen zum vierten Quartal analysiert: Demnach liegen die Austro-Assekuranzen über dem Durchschnitt. Während die europäischen Lebensversicherungen im Median eine Eigenmittelquote von knapp 239 Prozent aufweisen, liegen die österreichischen Pendants mit gut 264 Prozent deutlich darüber. Im Nicht-Lebensbereich ist der Wert mit 251 zu 211 Prozent ebenso eindeutig. (eml)