Der bislang für das internationale Privatkundengeschäft zuständige Claudio de Sanctis soll spätestens ab November den Sitz von Karl von Rohr im Vorstand der Deutschen Bank übernehmen. Dies teilte das größte deutsche Geldhaus mit. Der Leiter der Privatkundenbank und stellvertretende Vorstandschef des Instituts hatte jüngst angekündigt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. Die Verantwortung im Vorstand für die Fondstochter DWS, die bislang auch von Rohr oblag, geht aber an Finanzvorstand James von Moltke. Wer die Rolle des Aufsichtsratschefs der DWS übernimmt, die auch bei von Rohr lag, ist aber noch offen.

Neben von Rohr gibt zudem die im Deutsche-Bank-Vorstand für das Amerika-Geschäft verantwortliche Christina Riley ihren Posten ab. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge zieht sie zur Santander. Rileys Sitz im Vorstand soll nicht nachbesetzt werden. Die Verantwortung für das Amerika-Geschäft übernimmt der für die Administration sowie Recht und Compliance verantwortliche Stefan Simon zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben. Dazu soll er nach New York umziehen.

Nur noch eine Frau im Vorstand
Der Vorstand des Frankfurter Geldhauses wird somit von zehn auf neun Köpfe verkleinert. Über eine Schrumpfung des Vorstands waren bereits Spekulationen aufgekommen. Auch der Name von de Sanctis war bereits als potenzieller Nachfolger für von Rohr gefallen. Mit dem Abgang von Riley schrumpft aber nicht nur der Vorstand, sondern auch der Frauenanteil im Führungsgremium des größten deutschen Finanzinstituts. Als einzige Frau bleibt damit Transformationschefin Rebecca Short im Vorstand. Sie soll ab Juni als Operativchefin zudem die Hauptverantwortung für die Kosten übernehmen.

Höherer Gewinn, aber härterer Sparkurs
Schließlich meldete die Bank für das erste Quartal mit 1,9 Milliarden Euro den höchsten Vorsteuergewinn seit zehn Jahren. Nach Steuern steht ein den Aktionären zurechenbarer Überschuss in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro. Das sind neun Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit unter einer Milliarde gerechnet.

Dennoch kündigte die Bank auch einen schärferen Sparkurs an. In den nächsten drei Jahren will das Institut 2,5 Milliarden Euro einsparen, statt wie bisher angekündigt zwei Milliarden Euro. Die Fondstochter DWS meldete nach herben Mittelabzügen im Jahr 2022 wieder Zuflüsse.

Um das Ziel zu erreichen, sollen Filialen geschlossen und weitere Stellen gestrichen werden, insbesondere in den kundenfernen Bereichen. "Wir wollen operativ mehr Kosten einsparen als bisher geplant und unser Kapital effizienter nutzen, um die Ausschüttungen an unsere Aktionäre und unsere Rendite zu erhöhen", sagte Konzernchef Christian Sewing. "Außerdem wollen wir Chancen nutzen, um unsere Erträge über das bisherige Ziel hinaus zu steigern." (ert)