Anders als in Italien sind Staatshilfen für Banken in Deutschland kein Thema. Das sagt Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Deutsche Banken hätten ihr Eigenkapital massiv erhöht. Auch ein Zusammengehen der Deutschen Bank mit einem Wettbewerber in Europa stehe nicht auf der Agenda. "Im Moment ist die Fantasie für eine paneuropäische Fusion gebremst, da haben wir andere Prioritäten", so Achleitner. 

Am Investmentbanking will der Branchenprimus Achleitner zufolge festhalten. Nur müsse dies in einer Art und Weise ausgeübt werden, wie es den heutigen gesellschaftlichen, politischen und regulatorischen Vorgaben entspreche. Achleitner hält die Deutsche Bank für durchaus fähig, das Investmentbanking in diesem Sinne voranzutreiben: "Im Vergleich zu anderen europäischen Banken zeichnet uns die sehr tiefe, sehr gute Kompetenz im Investmentbanking aus", sagt er. Zum Glück habe das frühere Management diese in den vorigen Jahrzehnten aufbauen können.

Klassisches Bankgeschäft bleibt wichtig
Auch das klassische Bankgeschäft – Spargroschen einsammeln und zum Kredit gebündelt herausgeben – bleibe nach wie vor wichtig. "Es verlangt eine entsprechende Bilanzgröße der Bank", sagt Achtleitner der "FAS". Würde die Deutsche Bank sich jedoch einzig darauf konzentrieren, "wäre die deutsche Industrie ganz sicher nicht so präsent in China oder überhaupt draußen in der Welt." Auch der heutige Stand der Globalisierung wäre damit laut Achleitner nicht erreicht worden: "Ohne Investoren am Kapitalmarkt hätte die Industrie bei weitem nicht so viel bewegen können, die Risiken auf den Bankbilanzen wären zu groß."

Eine Finanzkrise wie nach dem Kollaps der Lehman-Bank 2008 könnte heute indes nicht mehr passieren, so Achleitner. Deutsche Banken und Regulatoren hätten ihre Lehren aus der Krise gezogen. "Sowas wird sich nicht wiederholen, weil alle Banken heute extrem Liquidität vorhalten." Allein bei der Deutschen Bank seien es mehr als 200 Milliarden Euro, erklärt Achleitner: "Das kostet natürlich Geld, ist nicht besonders attraktiv mit Blick auf unseren Börsenwert, aber es stabilisiert das Finanzsystem." (fp)