Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat die bislang klarsten Andeutungen gemacht, dass sein Institut weitere Stellen in der Größenordnung von deutlich mehr als 10.000 Beschäftigten abbauen könnte. Das berichtet die Financial Times (FT), der Cryan ein Interview gegeben hat. "Wir beschäftigen derzeit 97.000 Menschen", sagte Cryan der FT.  "Die meisten Großbanken kommen mit der Hälfte an Angestellten aus." Der Vorstandsvorsitzende möchte der Zeitung zufolge weitaus stärker auf IT setzen, um die bankinternen Prozesse effizienter und damit kostengünstiger zu gestalten.

Die Bank leidet wie andere Geldinstitute unter den niedrigen Zinsen, die das Einlagen- und Kreditgeschäft immer unprofitabler werden lassen. Auch die Regulierung tut hier ihr Übriges. Hinzu kommt, dass die Bank eine Reihe an kostspieligen Vergleichen schließen sowie Strafen für Rechtsbrüche aus der Vergangenheit zahlen musste.

"Kunden kommen nicht mehr so oft, wie sie es in der Vergangenheit taten"
Die Bank hat zwar bereits einen umfangreichen Restrukturierungsplan beschlossen, nach dem bis 2020 weltweit rund 9.000 Stellen abgebaut werden sollen. 4.000 Mitarbeiter haben die größte Bank Deutschlands bereits verlassen. Das ist Cryan aber offenbar zur wenig, da er der Meinung ist, dass immer noch viel zu viele Tätigkeiten und Aufgaben manuell erledigt werden. Das erhöhe zum einen die Fehleranfälligkeit, zum anderen sei es ineffizient: Das Verhältnis von Schaltermitarbeitern, die Umsatz generieren, zu Angestellten im Backoffice-Bereich sei "aus dem Gleichgewicht geraten", so der Brite.

Auch zu der Fusion der Postbank mit dem Privat- und Geschäftskundenbereich der Deutschen Bank äußert sich Cryan. Von dem Zusammenschluss erhofft sich das Institut Synergien und Einsparungen in Höhe von rund 900 Millionen Euro ab 2020. Der Chef der Deutschen Bank hat dabei das gemeinsame Filialnetz im Auge, das er offensichtlich gerne ausdünnen und den Kunden Online-Services bieten möchte: "Die Wahrheit ist, dass ich zu vielen Filialen gegangen bin und dort lange warten musste, bis ein Kunde kam", sagte er der FT. "Die Kunden kommen einfach nicht mehr so oft, wie sie es in der Vergangenheit taten." (jb)