Europas Fondsgesellschaften werden auf absehbarer Zeit langsamer wachsen und eine geringere Profitabilität erreichen als ihre amerikanischem Mitbewerber. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Ratinggesellschaft Moody's. US-Asset-Manager dominieren weltweit den Vermögensverwaltungsmarkt. Dies werde sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern, meinen die Experten.

Die Bonitätswächter nennen mehrere Gründe, warum Europas Anbieter der US-Konkurrenz strukturell im Nachteil sind. Zwar sind die Erlöse auch auf dem alten Kontinent durchaus stark. Allerdings fallen die Vertriebskosten deutlich höher aus als bei den Mitbewerbern jenseits des Atlantiks. Die dadurch geringeren Gewinne führen dazu, dass Europas Fondshäuser nicht so vehement in Produktinnovationen und neue Technologien investieren können wie ihre US-Pendants.

Heimat als Hürde
Als wichtige Ursache für die höheren Vertriebskosten wiederum führen die Ratinganalysten die größere Fragmentierung des europäischen Marktes an. Die vielen Ländergrenzen machen für Fondsanbieter nach wie vor den Vertrieb ihrer Produkte jenseits des Heimatmarktes umständlich und teuer. Weiterhin liegen die meisten großen Gesellschaften in den Händen von Banken und Versicherungen. Bei den Asset-Management-Töchtern dominieren damit die hauseigenen Vertriebskanäle – was zwar ein stabile Geschäftsbasis sichert, den Schritt in neue Kundensegmente aber erschwert.

Viele der großen amerikanischen Asset Manager sind hingegen unabhängige Unternehmen. Zudem läuft der Fondsvertrieb im Retail-Segment in den USA weniger über Banken und Versicherungen, sondern stärker über Finanzplaner und Broker. Der institutionelle Vertrieb stützt sich wiederum stärker auf Consultants. Insgesamt sei der Wettbewerb damit lebhafter, urteilen die Moody's-Experten.

Zu klein für Skaleneffekte
Weiterhin sei zwar die volkswirtschaftliche Bedeutung der USA und Europas ähnlich, allerdings sei der amerikanische Kapitalmarkt weitaus breiter und tiefer. Das deutlich größere Volumen an Aktien und Anleihen eröffne weitaus mehr Investmentmöglichkeiten als in Europa, argumentieren die Analysten. All diese Faktoren führten dazu, dass die hiesigen Fondsgesellschaften sich schwertun, so eine Größe wie ihre US-Pendants aufzubauen und damit einhergehende Skaleneffekte einzustreichen.

Einige Gesellschaften haben jedoch begonnen, diese Wettbewerbsnachteile anzugehen: über Fusionen und Übernahmen. So kaufte die französische Gesellschaft Amundi der italienischen Großbank Unicredit die Fondstochter Pioneer ab. Auf der britischen Insel wiederum schlossen sich Aberdeen Asset Management und Standard Life zusammen. Das Versicherungsgeschäft gibt der Konzern ab und konzentriert sich auf Investmentdienste. Dies seien gute Ansätze die nötige Größe zu sichern, um international wettbewerbsfähig zu bleiben, urteilten die Analysten von Moody's. (ert)