Dagobertinvest holt sich wie bereits früher angekündigt erneut Geld von Aktienanlegern. Über das Schwarmfinanzierungsportal Invesdor werden seit heute, 14. Februar, insgesamt 3.000 Namensaktien der Dagobertinvest AG zu je 500 Euro ausgegeben. Das teilt das Unternehmen mit. Mit den (im Idealfall) eingenommenen 1,5 Millionen Euro soll die weitere Expansion nach Osteuropa finanziert werden.

Anlegern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz steht laut den Angaben ein Erwerb bis spätestens 15. März offen. Die Wertpapiere notieren nicht an einer Börse. CEO Andreas Zederbauer verspricht jedoch "in naher Zukunft" ein offizielles Angebots-Nachfrage-Forum, über das Aktionäre ihre Order platzieren können.

Wertzugewinn innerhalb kurzer Zeit um 66 Prozent
Etliche Anleger werden darauf mit Spannung warten; insbesondere wird sich dann zeigen, wie der Markt über die Bewertung denkt. Bei der ersten Kapitalrunde im April 2022 – ebenfalls im Umfang von 1,5 Millionen Euro – wurde eine Aktie noch um 300 Euro ausgegeben. Angesichts des heutigen Wertes eines Anteilscheins von 500 Euro würde sich also für Altaktionäre innerhalb von zehn Monaten ein Kurswertzuwachs um 66 Prozent ergeben. Die Wertsteigerung begründet das Unternehmen mit Zahlen aus einer Marktanalyse.

Durch die beiden Emissionen von 2022 und 2023 kommen laut den Angaben insgesamt 13,54 Prozent neuer Dagobertinvest-Aktien in den Streubesitz. An der ersten Aktienausgabe im Vorjahr hatten sich 456 Anleger beteiligt. Im Durchschnitt würde das also einem Investment von knapp 3.300 Euro je Anleger entsprechen.

Expansion im Rahmen der Schwarm-Verordnung
Zederbauer plant, im Rahmen der noch jungen EU-Schwarmfinanzierungsregeln europaweit zu expandieren. Fokus ist dabei in erster Linie Zentral- und Osteuropa (CEE) sowie Südosteuropa. Bisher ist das Unternehmen im deutschsprachigen Raum tätig, der eine Bevölkerung von rund 95 Millionen Menschen umfasst. Durch die Expansion von Polen bis Bulgarien soll diese Zahl verdoppelt werden. Ziel ist die Entwicklung einer "europäischen, digitalen Kreditplattform für Immobilienfinanzierungen", heißt es. Die Grundlage dafür bietet die ESCP-VO (EU-Schwarmfinanzierungsdienstleistungsverordnung), deren Regeln seit Dezember 2021 wirksam sind. Finanzierungsplattformen können seitdem erstmals mit der Lizenz eines nationalen Regulators ihre Dienstleistung EU-weit anbieten.

Indes lässt die tatsächliche ESCP-Lizenz für Dagobertinvest noch auf sich warten. Der Antrag dafür wurde im Jänner 2022 gestellt; ein "Go" der Behörde hatte das Unternehmen laut dem letzten verfügbaren Jahresabschluss bereits im Vorjahr erwartet. Nun hofft man auf einen "baldigen Erhalt" der Lizenz. In Tschechien wurde derweil am 15. Jänner 2023 bereits das erste Büro eröffnet.

Immobilien-Crowdinvesting
Dagobertinvest hat sich auf Immobilien-Crowdinvesting spezialisiert. Dabei leihen private Investoren einem Immobilienentwickler (nachrangiges) Mezzanine-Kapital; dieses wird von der Bank wie Eigenkapital behandelt, da die Geldgeber ja im Insolvenzfall erst nach ihr bedient würden. Weil die Banken immer mehr Eigenmittel fordern, kommen Immobiliengesellschaften oft erst durch diese Mezzanin-Gelder auf die erforderlichen Quoten. Dementsprechend belohnen sie die Mezzanin-Investoren mit hohen Zinsen. Laut Dagobertinvest sind es aktuell zwischen acht und elf Prozent per annum. Die Crowd-Anleger tragen umgekehrt ein hohes Risiko, bei einem Ausfall nichts von ihrem Geld zu sehen.

Dagobertinvest habe in den vergangenen acht Jahren knapp 300 Immobilienprojekte mit gut 140 Millionen Euro Risikokapital ausgestattet. Das Unternehmen finanziert sich aus Vergütungen, die es für Beratung, Vermittlung und laufende Administration von den Projektträgern erhält. Der auf diese Weise erwirtschaftete Umsatz belief sich laut Eigenangaben im Wirtschaftsjahr 2021 auf rund 3,1 Millionen Euro.

Hohe Bewertung, bis jetzt tiefe Gewinne
Deutlich magerer sehen hingegen bis jetzt die Gewinne aus. Wie bei jungen Unternehmen oft üblich, schlagen auch hier die Personalkosten zu. Nachdem zwischen 2019 und 2021 die Mitarbeiterzahl von fünf auf 16 mehr als verdreifacht wurde, sank 2021 das Betriebsergebnis auf 82.000 Euro und das Jahresergebnis nach Steuern auf 28.000 Euro. Das eigene Potenzial wird indes hoch angeschrieben: War 2021 im Jahresabschluss noch von einer Bewertung von 7,5 Millionen Euro zu lesen, wird derzeit ein Unternehmenswert von 16,8 Millionen Euro angegeben, während es nach der aktuellen Kapitalrunde 29,5 Millionen sein sollen.

Dagobertinvest hat seit Ende 2021 die Struktur einer AG, unter deren Dach die operativ tätige und für das Crowdinvesting verantwortliche GmbH eingegliedert wurde. Daneben gibt es mit der für Inkasso zuständigen Dagobertinvest Service GmbH eine weitere Tochter. (eml)