Die Digitalbank Chase des größten amerikanischen Geldhauses JP Morgan wird in Deutschland möglicherweise etwas später an den Start gehen als in der Finanzbranche bisher erwartet. Darauf deutet zumindest eine Äußerung von JP-Morgan-Deutschland-Chef Stefan Povaly hin. "Wir wollen den kontinentaleuropäischen Markteintritt von Chase perfekt vorbereiten – und das braucht Zeit", sagte er dem "Handelsblatt".

Zu einem genauen Starttermin habe sich Povaly nicht äußern wollen, schreibt die Zeitung. Mehrere mit dem Thema vertraute Personen gingen aber davon aus, dass Chase in Deutschland erst 2025 starten wird. 

Aufregung im Bankensektor
JP-Morgan-Chef Jamie Dimon hatte die Expansion ins deutsche Privatkundengeschäft im Juli in einem Interview mit dem "Handelsblatt" angekündigt – und damit im Bankensektor für Aufregung gesorgt. Durch den Markteintritt der größten Bank der westlichen Welt würde der Wettbewerbsdruck im deutschen Finanzsektor deutlich steigen.

JP Morgan würde mit Chase vor allem Onlinebanken wie der ING, der BayernLB-Tochter DKB, der Commerzbank-Tochter Comdirect und der Smartphonebank N26 Konkurrenz machen. Denn auf Filialen wollen die Amerikaner ebenso wie bei ihrer britischen Onlinebank Chase verzichten.

Vier Jahre Vorbereitungszeit
Wann genau Chase die Geschäftstätigkeit in Deutschland aufnehmen soll, ist nicht klar. Darüber hat JP Morgan bislang nichts verlauten lassen. Ihren Markteintritt in Großbritannien 2021 habe die Bank Insidern zufolge vier Jahre lang vorbereitet, berichtet das "Handelsblatt". Anschließend habe sie mit den Planungen für die Expansion nach Deutschland begonnen. Sofern die Vorbereitungszeit nun ebenfalls vier Jahre beträgt, könnte das Institut ab übernächstem Jahr in der Bundesrepublik um Kunden werben, mutmaßt das "Handelsblatt".

Im September hatte Povaly zumindest schon einmal eine Indikation dazu gegeben, mit welchem Personalaufwand JP Morgan die Pläne in Deutschland begleitet. "Wir haben bereits mehr als 50 Mitarbeiter für Chase in Berlin angestellt", sagte er in einem Interview mit "Bloomberg News". Weitere Einstellungen könnten folgen. "In Berlin vergrößern wir momentan das lokale Team", erklärte Povaly. (am)