Der Preiskampf im Feld der börsengehandelten Fonds (ETFs) kann unter den Anbietern Opfer fordern. Davor warnt Michael Klimek, Geschäftsführer der Beratungs- und Investmentgesellschaft Dolphinvest Capital. Zur Begründung verweist er auf die Konkurrenz um verwaltetes Vermögen. Die Anbieter versuchen, über günstigere Preise das Mittelaufkommen zu steigern. Über ein größeres Fondsvolumen können die Unternehmen Skaleneffekte erzielen und so die Profitabilität steigern – trotz niedrigerer Preise.

Um mehr Geld einzuwerben, legen die Anbieter immer wieder neue Strategien auf. "Die Branche wird nicht müde, die ETF-Geburtenrate hoch zu halten", erläutert Klimek. Profiteure seien allerdings nur die großen Akteure, die über hinreichende finanzielle Ressourcen verfügen, um neu aufgelegte ETFs oder vertrieblich verschmähte ETFs durch Quersubvention am Leben zu halten – so lange jedenfalls, bis ein ETF mangels Masse oder aus anderen Gründen zu Grabe getragen werde.

"Systemisches Risiko"
"Die Großen liefern sich bereits jetzt einen Preiskampf, der zumindest theoretisch das Risiko in sich birgt, dass einem ETF-Manager finanziell die Subventions-Puste ausgeht", mahnt Klimek. "Das Szenario, dass dies mehreren ETF-Managern gleichzeitig widerfährt, könnte von Pessimisten, vielleicht aber auch eines Tages von Aufsichtsbehörden, als systemisches Risiko eingeschätzt werden."

Grundsätzlich werde die Asset-Management-Branche jedoch wieder höhere Erträge einfahren als zuletzt. Grund sei einerseits die Erholung an den Aktienmärkten. Andererseits vollziehe sich ein struktureller Wandel. "Und dieser Wandel hat ausnahmsweise nichts mit künstlicher Intelligenz zu tun", meint Klimek. Er bezweifelt, dass "betriebliche Prozesse schon in nennenswertem Ausmaß KI-basiert und jetzt bereits spürbar kostengünstiger geworden" seien. "Die Vision der KI-Technologie ist die Fantasie der Anleger, die betriebliche Realität in der Asset-Management-Branche ist jedoch eine andere", argumentiert Klimek.

Neuer Ertragstreiber
Als Ertragstreiber sieht der Branchenkenner vielmehr die Privatmärkte wie Private Equity oder Private Debt, welche die Fondsgesellschaften zusehends für sich entdecken. Alternatives würden auf traditionelle Manager umso attraktiver wirken, je mehr ihr angestammtes Geschäft an Ertragskraft verliert und die Effizienz und Profitabilität ihres Unternehmens noch nicht oder nicht weiter markant zu steigern sei, führt Klimek aus. (ert)