Bereits zum neunten Mal hat die US-Gesellschaft Russell Investments ihre jährliche "ESG-Manager-Umfrage" durchgeführt. Befragt wurden 169 Investmenthäuser weltweit, die insgesamt ein Anlagevolumen von über 20 Billionen US-Dollar verantworten. Auffallendstes Ergebnis: Das Thema Nachhaltigkeit hat nichts an Zugkraft für die Branche verloren. Im Gegenteil, in Bezug auf die Beschäftigungssituation innerhalb des Asset-Management-Sektors wirken die Herausforderungen zur Berücksichtigung von ESG-Faktoren wie eine Art Job-Turbo.

Insgesamt drei Viertel der befragten Asset Manager gaben an, dass sie im vergangenen Jahr dediziertes ESG-Personal eingestellt haben. Die meisten Neueinstellungen gab es mit 23 Prozent im Bereich der ESG-Analyse-Teams, gefolgt vom Thema Datenintegration und -analyse mit zehn Prozent. Kaum geringer sah es in Bezug auf die Anstellung neuer Mitarbeiter in den Bereichen Stewardship (neun Prozent) und der Aktienanalyse (sieben Prozent) aus.

"Da sich die Branche weiterhin auf verantwortungsbewusste Anlagepraktiken konzentriert, beziehen aktive Manager aus allen wichtigen Anlageklassen zunehmend ESG-Überlegungen in ihre Investmentprozesse ein und stellen vermehrt ESG-relevante Mitarbeiter ein", erklärt dazu Kris Tomasovic Nelson, Leiterin des Bereichs ESG Investment Management bei Russell Investments. Das Klimarisiko stehe bei Anlegern nach wie vor an erster Stelle, und es sei zu erwarten, dass Nachhaltigkeit in der Investmentlandschaft künftig noch stärker verankert werde.

Weitere bedeutende Ergebnisse der Umfrage von Russell Investments sind:

  • Regulatorischer Druck: Es gibt eine steigende Nachfrage nach ESG-spezifischer Compliance aufgrund zunehmender regulatorischer Anforderungen, vor allem in Großbritannien und Europa.
  • ESG-Integration und Active Ownership: Das Thema Active Ownership ist zur wichtigsten ESG-Informationsquelle geworden. In der Studie wurde eine signifikante Verschiebung beobachtet, bei der nur sieben Prozent der Teilnehmer angaben, dass ESG-Faktoren keinen Einfluss auf Investitionsentscheidungen haben. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 22 Prozent.
  • Faktoren, die Investitionsentscheidungen beeinflussen: ESG-Erwägungen wie die Wesentlichkeit zur Verringerung des Sicherheitsrisikos (26 Prozent), die Fähigkeit, positive Renditen zu erzielen (19 Prozent), Governance-Bedenken (19 Prozent), Klimarisiken (15 Prozent) und soziale Risiken (15 Prozent) beeinflussen die Anlageentscheidungen in hohem Maße.
  • Berichterstattung über ESG-Kennzahlen: Zwei Drittel der Fondsmanager haben ESG-Kennzahlen für alle Fonds gemeldet, ein Anstieg gegenüber den 59 Prozent im Jahr 2022. Kohlenstoffemissionen (56 Prozent) waren die wichtigste Kennzahl, gefolgt von der Diversitätsstatistik, die einen Anstieg verzeichnet hat (24 gegenüber 19 Prozent im Jahr 2022).
  • Net Zero Asset Managers Initiative: 27 Prozent der Umfrageteilnehmer sind derzeit bereits Unterzeichner, sechs Prozent planen einen Beitritt innerhalb eines Jahres. Allerdings zeigen sich regionale Unterschiede bei der Einführung: Europa (80 Prozent), Großbritannien (58 Prozent), Japan (40 Prozent), USA (20 Prozent). Während die meisten Unterzeichner derzeit einen kleinen Teil ihres Vermögens im Einklang mit den Netto-Null-Zielen verwalten, wollen zwei Drittel bis 2030 die Hälfte oder mehr erreichen. 13 Prozent verwalten bereits 80 bis 100 Prozent ihres Vermögens in Übereinstimmung mit den Zielen. Nur US-Manager gaben negative Auswirkungen auf die Performance an, was die anhaltenden Debatten über die finanzielle Wesentlichkeit in diesem Land widerspiegele, heißt es in der Studie.

"Wichtige Herausforderungen im Zusammenhang mit der ESG-Integration wie die Verfügbarkeit von Daten, das Fehlen einer standardisierten Berichterstattung für Unternehmen und die Erfüllung unterschiedlicher Kundenbedürfnisse bleiben bestehen", kommentiert Nelson die Ergebnisse. Dennoch würden zunehmend weniger Manager angeben, dass ESG-Überlegungen ihre Anlageentscheidungen nicht beeinflussen. Insgesamt zeige die Umfrage, dass sich ESG als dauerhafte Kraft in der Investmentlandschaft etabliert habe. (hh)