Die Smartphonebank N26 hat offenbar beträchtliche Probleme mit Konten, die möglicherweise für Betrugszwecke genutzt worden sind. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Liste von beinahe 1.600 Konten der Digitalbank, die zwischen Mai 2019 und Juli 2021 eröffnet und anscheinend für sogenannte Fake-Shops oder als betrügerische Ebay-Konten eingesetzt wurden. Allein in diesem Jahr seien mehr als 1.000 solcher Kontonummern bekannt.

Die Liste stammt nach Angaben der Wirtschaftszeitung von einem Experten, der unter dem Pseudonym "Detektei Köhler" unter anderem auf dem Verbraucherschutzforum "Auktionshilfe.info" aktiv ist. Er sammele nach seinen eigenen Angaben schon seit Jahren Informationen über Fake-Konten. Die Daten stammen aus unterschiedlichen öffentlichen Quellen und diversen Leaks, so das Handelsblatt, das die Liste N26 zur Prüfung vorgelegt hat.

N26 prüft noch einige Konten
Die Neobank wollte sich der Zeitung zufolge "aufgrund datenschutzrechtlicher Bestimmungen" nicht zu einzelnen Konten äußern. Sie habe aber bestätigt, dass die "Übersicht N26-Konten enthält, die wir aufgrund von betrügerischen Vorgehen bereits fast alle erfasst und geschlossen haben". Es gebe "eine geringe Anzahl von Konten im einstelligen Bereich, bei denen die Analyse derzeit noch läuft".

N26 habe ferner nicht explizit bestätigt, dass die genannten Konten in betrügerische Aktivitäten verstrickt sind. Die Bank identifizierte laut Handelsblatt allerdings auch keine Konten, die aus ihrer Sicht zu Unrecht auf der Liste auftauchen. Auch zur Größenordnung der genannten Kontoverbindungen habe das Institut keine Stellung genommen.

Bafin schickte Sonderbeauftragten 
Das Problem von Konten, die für Betrugszwecke genutzt werden, betrifft nicht nur N26 – auch andere Banken müssen sich damit befassen. Dass diese Probleme bei der Neobank aber auffällig seien, würden dem Handelsblatt zufolge auch Maßnahmen der deutschen Finanzaufsicht Bafin nahelegen. So schickte die Behörde im Mai einen Sonderbeauftragten in das Institut, der sicherstellen soll, dass die Bank ihre Sicherheitsvorkehrungen gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung verbessert. Auch in der Vergangenheit hatte die Bafin schon Maßnahmen ergriffen, damit die Bank Mängel abstelle: Im Mai 2019 gab es etwa eine eine öffentliche Anordnung der Geldwäsche-Abteilung der Bafin, dass N26 eine bestimmte Zahl der Bestandskunden erneut prüfen muss.

Eine Sprecherin der Bank betonte gegenüber dem Handelsblatt aber, N26 habe in den letzten Monaten "Investment und Maßnahmen im Bereich Sicherheit nochmals deutlich erhöht und verstärkt". Damit gemeint sei etwa "der Einsatz moderner, datenbasierter Technologie und Künstlicher Intelligenz im Rahmen des Verifizierungsprozesses". Außerdem gebe es "ein verbessertes und durchgehend aktives Überwachungssystem für Transaktionen, um verdächtige Kontoaktivitäten sowie Betrug im E-Commerce in Echtzeit zu erkennen, zu untersuchen und zu verfolgen".

N26: Keine Probleme mit Ausweispapieren
Die Smartphonebank erklärt gegenüber der Zeitung weiter, dass sie davon ausgehe, keine Probleme mit der Überprüfung der Identität von neuen Kunden zu haben – also beispielsweise nicht auf falsche Ausweispapiere hereinfalle. "Unsere Analyse von betrügerischen Konten hat ergeben, dass die hierfür genutzten Legitimationsunterlagen in der Regel echt und zum Zeitpunkt der Kontoeröffnung der identifizierten Person zuzuordnen sind", zitiert das Handelsblatt die Sprecherin von N26. Betrüger würden stattdessen Einzelpersonen für Identitätsbetrug rekrutieren oder manipulieren, die sie dann für die Eröffnung eines Kontos nutzten. (jb)