Die Bawag setzt ihre Expansion außerhalb Österreichs fort und steigt in das niederländische Bankgeschäft ein: Für rund 510 Millionen Euro wollen die Wiener dem Versicherungskonzern ASR die Bank Knab abkaufen.

Die regulatorischen Zustimmungen stehen noch aus. Bei grünem Licht der Behörden erwartet die Bawag ein Closing des Deals für die zweite Jahreshälfte 2024.

Zum 30. Juni 2023 verfügte Knab laut Aussendung über eine Bilanzsumme in Höhe von 17,1 Milliarden Euro. Diese umfasst niederländische Hypothekarkredite, 11,6 Milliarden Euro an Kundeneinlagen und 2,5 Milliarden Euro an Pfandbriefen (Covered Bonds). Für weitere 80 Millionen Euro will die Bawag Hypothekarforderungen übernehmen, die bisher in der ASR-Bilanz standen. Das soll erst nach dem Closing des Knab-Deals geschehen.

Online-Bank für Selbstständige
Knab ist eine Online-Bank, deren 369.000 Kunden (per Halbjahr 2023) laut den Angaben größtenteils Selbstständige sind. Das Institut wurde 2012 gegründet, sein Name ergibt sich aus dem rückwärts gelesenen Wort Bank. Jeder Dritte, der sich in den Niederlanden selbstständig gemacht hat, habe 2023 bei Knab ein Geschäftskonto eröffnet, heißt es in der Bawag-Aussendung. Im ersten Halbjahr 2023 habe Knab einen Nettogewinn von 64,5 Millionen Euro erwirtschaftet.

ASR sieht sich als zweitgrößte Assekuranz in den Niederlanden und will sich den Angaben zufolge auf das Versicherungsgeschäft konzentrieren, insbesondere auf die Integration des ehemaligen Aegon-Nederland-Geschäfts. ASR hatte Knab vergangenes Jahr durch die Fusion mit Aegon erworben (beide haben ihr Versicherungs- und Bankgeschäft in den Niederlanden fusioniert). Bereits damals hatte ASR angekündigt, dass ein Weiterverkauf der Bank angedacht ist.

Märkte
Die Bawag zählt die Niederlande der Aussendung zufolge zu ihren Kernmärkten. 2022 hatte die Wiener Bank in den Niederlanden laut Geschäftsbericht jedoch keine Mitarbeiter. Der größte Teil der Erlöse und Erträge kommt bisher aus Österreich. Die Bank ist daneben in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und den USA tätig.

Im November 2023 hat die Bawag die Behördengenehmigungen erhalten, um in den USA die Peak Bancorp zu kaufen, die Holdinggesellschaft der Idaho First Bank. Seit 2015 hat die Wiener Bank gut ein Dutzend Zukäufe getätigt. Man halte "stets Ausschau nach Möglichkeiten", heißt es im Geschäftsbericht 2022. Die Bank bleibt damit bei ihrer Strategie, durch Zukäufe zu wachsen. (eml)