Am 25. Oktober geht die Bawag PSK in Wien an die Börse. Die Bank wirbt mit guten Zahlen. Unter anderem wird stets die tiefe Quote bei den faulen Krediten (NPL, non-performing loans) von nur 1,9 Prozent in die Auslage gestellt. Zum Vergleich: In Österreich weist eine Bank im Schnitt eine Quote von 4,9 Prozent auf.

Dieser tiefe NPL-Wert ist insofern erstaunlich, weil sich die Bawag PSK in den vergangenen Jahren besonders im Segment der risikoreichen Konsumkredite hohe Zugewinne bei den Marktanteilen erkämpft hat. Der Bawag-Anteil bei den Konsumentenkrediten in Österreich war von 7,4 Prozent 2012 auf 12,4 Prozent im Juni 2017 gestiegen. Eine weitere Zunahme ist angepeilt.

Zugeständnisse gestiegen
Dass die NPL-Quote dennoch tief ist, führt die Bank selbst auf strenge Vergabekriterien zurück. Zumindest zwei weitere Vorgehensweisen im Hintergrund helfen aber dabei nach: Forderungenverkäufe und "Forbearances" (beziehungsweise Stundungen). Besonders letztere zeigen dabei weniger rosige Aspekte im Bawag-Konsumkreditbereich. Forbearances sind Zugeständnisse (etwa Stundungen) an Kreditkunden, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind. Die EU-Regulatoren verlangen diese Zahlen seit kurzem, weil man in den NPLs nicht die ganze Wahrheit sieht: Banken können durch die Umstrukturierung von Kreditverträgen vermeiden, dass sie Risikovorsorgen in der Bilanz verbuchen müssen – oder zumindest können sie das damit hinauszuzögern. Die Forbearances stellen die potenziellen Ausfallsgefahren besser dar.

Und diese gestundeten Forderungen beziehungsweise Kreditverträge mit Abänderungen hatten bei der Bawag PSK besonders im Konsumkreditbereich einen hohen Anstieg: Von 2015 auf 2016 legte ihr Wert um rund 39,3 Prozent auf 117 Millionen Euro zu. Darunter wiederum stiegen jene Anteile, die den Kriterien zufolge als "non-performing" eingestuft werden müssen, um ein Viertel von zwölf auf 15 Millionen Euro (Zahlen ohne Easygroup). Bei den Hypothekarkrediten nahmen die als notleidend eingestuften Hypothekar-Assets hingegen ab: Mit 16 Millionen Euro liegen sie nur mehr eine Million Euro über den Konsumkrediten.

"Haben disziplinierte Kreditvergabekriterien"
Bei der Bawag weist man die Frage nach einer lockeren Kreditvergabe im Konsumgeschäft scharf zurück: "Die Erhöhung des Bestands an Konsumkrediten von 1,7 Milliarden Euro Ende 2013 auf 2,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2017 ist ausschließlich unter Einhaltung disziplinierter Kreditvergabekriterien erzielt worden", sagt eine Sprecherin gegenüber FONDS professionell ONLINE.

Nicht zuletzt geht aber ein Teil der schlanken NPL-Quoten auch auf einen regen Verkauf von Forderungen genau aus dem Konsumkreditbereich zurück. "Wie die meisten anderen österreichischen Banken verkauft auch die Bawag PSK unbesicherte Forderungen, falls diese mittelfristig nicht einbringlich sind. Dies entspricht gängiger Marktpraxis", bestätigt die Banksprecherin. Ein Volumen nennt sie nicht. Forderungen würden jedenfalls nicht verkauft, wenn Vertragsanpassungen vereinbart wurden; Diese Forderungen würden "in der Bilanz unverzüglich und konservativ wertberichtigt", so die Sprecherin.

Der Verkauf unbesicherter Forderungen habe in den vergangenen Jahren in Österreich "sehr stark" zugenommen, bestätigt Karl Edlinger, Geschäftsführer des Inkassobüros Paydue. Einige Banken stechen hervor, andere engagieren sich dabei gar nicht, erfährt man. Auch Edlinger hält die konkreten Zuwächse aber geheim. Sein Unternehmen arbeitet für Investoren, die den Banken solche Forderungen abkaufen.

Neugeschäft im Konsumbereich
Wie wichtig Konsumkredite für die Bawag PSK mittlerweile sind, zeigt der IPO-Bericht: Die Neuvergabe in diesem Sektor lag 2016 bei 557 Millionen Euro mit einer durchschnittlichen Bankmarge von 6,15 Prozent. Dagegen wies die Hypothekarkreditneuvergabe im Ausmaß von 563 Millionen Euro nur eine Durchschnittsmarge von 1,83 Prozent auf. Insgesamt macht der Konsum bei der Bawag einen für den heimischen Bankensektor relativ hohen Wert von 29 Prozent des Gesamtkreditvolumens aus.

Ein hochrangiger Schuldnerberater kritisierte, dass die Bonitätsbeurteilungen trotz der Beteuerungen der Banken im Konsumbereich oft nicht ausreichen. Die Bawag PSK falle "seit einiger Zeit deutlicher auf, als die Santander Consumer Bank, die wir immer im Auge hatten", so der Experte. 

Eine Statistik, die FONDS professionell ONLINE vorliegt, zeigt, dass die Bawag PSK bei der Wiener Schuldnerberatung den Spitzenplatz als klagende Gläubigerin einnimmt. In 30 Prozent der Fälle, wo Klienten in den vergangenen drei Jahren ein Erstgespräch führten, scheint die Bawag PSK auf (ex aequo mit Unicredit). Erst danach folgt die reine Konsumkreditbank Santander Consumer Bank (SCB), die früher von den Schuldnerberatern kritischer beäugt wurde. SCB sieht sich selbst als Marktführerin, ist aber in "nur" 26 Prozent der Fälle involviert. (eml)