Auch wenn erste Banken Technologien für künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) bereits zur Optimierung von Kundenservice, Risikomanagement oder Betrugsprävention nutzen: Die meisten Institute haben nach einer aktuellen Studie von Amazon Web Services (AWS) und der Non-Profit-Organisation Qorus das Potenzial dieser Technologien bislang nur ansatzweise ausgeschöpft, wie der in Berlin ansässige deutsche Bankenverband mitteilt.

Die Studie basiert auf einer globalen Befragung von über 100 Führungskräften aus dem Bankensektor sowie vertiefenden Interviews. Ermutigend dabei: Die Ergebnisse zeigen, dass der KI-Einsatz Banken bedeutende Chancen bietet. Aktuell stehe die Branche allerdings noch vor großen Herausforderungen. Dementsprechend deckte die Studie eine große Lücke zwischen dem jetzigen KI-Einsatz der Banken und den künftigen Möglichkeiten auf. So planen 81 Prozent der Institute, KI innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre zur Verbesserung des Kundenservices zu nutzen. Aktuell setzt allerdings erst weniger als die Hälfte KI in diesem Bereich ein. Noch geringer ist die derzeitige Verwendung von KI für Risikomanagement, Compliance und das Management von Klimarisiken.

Hindernisse müssen weg
Damit Banken die Potenziale der generativen KI ausschöpfen können, gelte es zunächst, einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, darunter den Mangel an entsprechendem Fachpersonal, ein noch nicht ausreichendes Datenmanagement sowie die noch nicht bewältigten, hohen Herausforderungen aufgrund der regulatorischen Rahmenbedingungen. Um KI erfolgreich im Unternehmen zu verankern, bedürfe es zudem eines ganzheitlichen Strategieansatzes.

Laut der Studie haben die Banken nur ein knappes Zeitfenster, um die dafür entscheidenden Schritte einzuleiten und sich auf eine zukünftige Bankenwelt vorzubereiten, die stark von künstlicher Intelligenz geprägt sein wird. Die nächste große Entwicklungsstufe von KI werde dabei die generative KI sein, die riesige Mengen an unstrukturierten Daten durch große Sprachmodelle nutzt. Über drei Viertel der befragten Manager glauben, dass die generative KI das Bankwesen in den kommenden Jahren grundlegend umgestalten wird, indem sie unter anderem die Produktivität steigert, tiefergehende Kundeneinsichten liefert und hyperpersonalisierte Erlebnisse ermöglicht.

Schrittmacher zeigen, was geht
Pionierbanken im Finanzsektor zeigen laut dem Verband bereits das große Potenzial von KI auf: Beispielsweise integriere die Axa Digital Commercial Platform (DCP) aktuell Branchendaten, Geschäfts- und Umweltdaten mit Geodatenanalyse und generativer KI. Damit unterstütze sie Kunden dabei, ihre Vermögenswerte zu überwachen und komplexe, vernetzte Risiken zu managen, zu denen neben Lieferkettenunterbrechungen auch Naturkatastrophen und Cyberbedrohungen gehören. (hh)