Die Anteilscheine diverser globaler Großbanken feiern den neuen US-Präsidenten. Das Kalkül der Käufer: Donald Trump wird die Regulierung in den USA zurückfahren. Die Aktienkurse mehrerer Geldhäuser in den USA und in Europa sind seit der US-Wahl deutlich gestiegen. So legte etwa die Aktie der Commerzbank am Morgen nach der Wahl um rund zehn Prozent zu. Obwohl Trump im Wahlkampf immer wieder gegen Wall-Street-Millionäre wetterte, scheint ihm niemand eine bankenfeindliche Politik zuzutrauen, konstatiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Angeblich hat Trump sogar – vergeblich – bei J.P. Morgan-Chef Jamie Dimon angefragt, ob er Finanzminister werden wolle.

Die Freude über Trumps Wahlsieg könnte allerdings verfrüht sein. Die Beziehung des Immobilien-Tycoons zu den Banken ist nämlich nicht ganz unproblematisch: Die meisten großen US-Banken sollen ihm nach zahlreichen Rechtsstreitigkeiten und geplatzten Geschäften den Rücken gekehrt haben, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Andere Quellen befürchten indes eine ungesunde Abhängigkeit des neuen US-Präsidenten. Die Deutsche Bank beispielsweise gehört seit Jahren zu Trumps größten Geldgebern. Einem Bericht des "Wall Street Journals" zufolge hat sie ihm seit 1998 rund 2,5 Milliarden US-Dollar geliehen, zurzeit soll Trump dem Institut noch 350 Millionen Dollar schulden. Die Deutsche Bank kommentiert das nicht. Experten befürchten hingegen einen Interessenskonflikt.

Deutsche Bank im Fegefeuer
Die Beziehung zwischen Trump und der Deutschen Bank ist besonders pikant, weil das Geldhaus mit der noch amtierenden Obama-Administration über die Höhe einer Geldstrafe für den Verkauf von Schrottpapieren an ahnungslose US-Kunden verhandelt. Zuletzt verdichteten sich die Meldungen, wonach die fällige Geldstrafe die anfangs kursierende Horrorsumme von 14 Milliarden US-Dollar deutlich unterschreiten könnte.

Das neueste Gedankenspiel aber deutet in die komplett entgegengesetzte Richtung: Einige Marktbeobachter halten es für durchaus möglich, dass Trump heimische Banken mit Samthandschuhen anfasst, am deutschen Branchenprimus aber ein Exempel statuieren und sie im laufenden Verfahren besonders hart abstrafen wird, um Kritiker zum Schweigen zu bringen und derart unter Beweis zu stellen, wie sehr ihm an seinem Slogan "America first!" gelegen ist.

Anleger sehen das – zumindest bisher – aber offenbar anders: Seit Trumps Wahlsieg hat die Aktie der Deutschen Bank um mehr als 20 Prozent an Wert zugelegt. Bei dem Geldhaus selbst scheint man den neuen US-Präsidenten nicht gut einschätzen zu können. Aus Unternehmenskreisen heißt es, das Verfahren solle nach Möglichkeit noch vor dem Regierungswechsel abgeschlossen sein soll. (fp/ps)