Bei der Hauptversammlung der Kärntner BKS Bank am 8. Mai in der Konzernzentrale in Klagenfurt waren laut Eigenangaben so viele Aktionäre anwesend wie noch nie zuvor. Ausgelöst wurde der Andrang durch einen von der UniCredit Bank Austria AG und ihrer Tochter CABO Beteiligungsgesellschaft m. b. H. eingebrachten Antrag auf Sonderprüfung aller von der BKS Bank seit 1994 durchgeführten Kapitalerhöhungen. (FONDS professionell ONLINE berichtete). Etliche Beobachter werteten das als einen Angriffsversuch auf die Eigenständigkeit der Bank.

Kritik an Kreuzbeteiligungen
Die Minderheitsaktionärin Bank Austria stößt sich, wie berichtet, an den wechselseitigen Beteiligungen der Kärtner BKS, der oberösterreichischen Oberbank und der Vorarlberger BTV Bank im Rahmen der Drei-Banken-Gruppe. Der Vorwurf: Die Institute hätten sich gegenseitig bei Kapitalerhöhungen begünstigt – zum Nachteil anderer Aktionäre.

Die Mehrheit der Aktionäre schloss sich dieser Ansicht nun gestern in der HV nicht an: Der Sonderprüfungsantrag der Bank Austria wurde mit 66 Prozent der Stimmen abgelehnt. Außerdem entlastete die HV sämtliche Vorstandsmitglieder – wobei die Bank Austria gegen die Entlastung von BKS-CEO Herta Stockbauer gestimmt hatte. Die Revanche dafür (und für die generelle Attacke) blieb nicht aus: Alle Mitglieder des Aufsichtsrates bekamen den Segen der HV – nur dem Bank-Austria-Vertreter Gregor Hofstätter-Pobst wurde von den Aktionären die Entlastung verweigert.

BTV muss noch zittern, Oberbank auch
Die Spannung lässt damit aber noch nicht nach. Denn auch bei der BTV, deren Hauptversammlung am 16. Mai stattfindet, hat die Bank Austria einen Antrag auf Sonderprüfung eingebracht. BTV-Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Burtscher geht nach dem BKS-Erfolg nun davon aus, dass sich auch die BTV-Aktionäre hinter die Bank stellen, wie er sagte.  

Bei der dritten Verbündeten, der Oberbank, hat die Bank Austria diesen Antrag nicht eingebracht. Locker lässt sie aber auch dort nicht. Wie die Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) berichten, hat die Bank Austria einen Antrag eingebracht, den Bank Austria-Risikovorstand Jürgen Kullnigg in den Aufsichtsrat zu wählen. Die Bank Austria will damit offenbar erreichen, dass sie neben den bereits dort vertretenen beiden Aufsichtsräten Karl Samstag (Ex-Bank-Austria-Chef) und Bank-Austria-Finanzvorstand Gregor Hofstätter-Pobst ein drittes ihr zurechenbares Mandat bekommt. Ein neuer Showdown droht also auch hier – die Oberbank-HV findet am 14. Mai statt.

Schachzug erwartet
Die Drei-Banken-Gruppe hat laut dem Bericht aber offenbar mit dem Schachzug gerechnet: Demnach hat die BTV einen Antrag eingebracht, wonach die Zahl der Kapitalvertreter im Aufsichtsrat der Oberbank von zwölf auf elf verringert werden soll. Die Bank Austria würde sich mit weniger als einem Viertel der Anteile bei nur elf Mitgliedern schwerer tun, ein drittes Mandat zu beanspruchen, heißt es weiter in den OÖN.

Die drei Banken schützen im Rahmen des Verbunds aus ihrer Sicht bereits seit den 1950er-Jahren ihre Eigenständigkeit und sichern sich gegen Übernahmen ab. Der Antrag der Bank Austria wurde demnach von vielen Beobachtern als Versuch einer Aufspaltung betrachtet und als Anlauf, um die Kontrolle zu erlangen.

"Stuktur seit Jahrzehnten bekannt"
BKS-Chefin Stockbauer zeigte sich nach der Ablehnung der Sonderprüfung erleichtert. Der Antrag der Bank Austria war laut früheren Aussagen Stockbauers aus dem heiteren Himmel gekommen. Er habe eine "fordernde Zeit" nach sich gezogen. Stockbauer bekräftigte nach der HV ihr Unverständnis: Die UniCredit beziehungsweise ihre Vorgängerbanken hätten sich an fast allen Kapitalerhöhungen beteiligt. Die Beteiligungskonstruktionen seien demnach "seit Jahrzehnten hinlänglich bekannt" gewesen. (eml)