Die Trading-App Robinhood soll nach Bekunden ihrer Gründer den Aktienhandel für alle möglich machen. Jetzt hat das US-Fintech indes Ärger mit der Justiz. Weil das Unternehmen Kunden in den Jahren 2015 bis 2018 seine Haupteinnahmequelle verschwiegen hat, muss es 65 Millionen US-Dollar Strafe zahlen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". In dieser Zeit leitete Robinhood Kunden-Orders an Broker weiter, die die eigentlichen Handelsaufträge ausführten. Unüblich ist das nicht. Die US-Börsenaufsicht SEC moniert aber, dass Robinhood diese Praxis nicht offengelegt hat. Das Unternehmen habe Kunden entgegen den Werbeaussagen zudem nicht immer die besten Konditionen für die Ausübungspreise geboten. Das habe Nutzer letztlich rund 34 Millionen US-Dollar gekostet.

Die Millionenstrafe ist nicht das einzige Ungemach für das Fintech, das auf einen Wert von mehr als elf Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet, wirft die Wertpapieraufsicht des Bundesstaats Massachusetts dem Unternehmen vor, unerfahrene Anleger zu immer mehr Transaktionen zu verführen. Konkret kritisieren die Aufseher, dass Kontrollen zum Schutz besonders unerfahrener Investoren und bei komplexen Produkten fehlten oder zu lax seien. Sie monieren zudem die "Gamification" der Trades, dass sich das Benutzen der App also anfühlt wie ein Videospiel.

Bei Kauf: Konfetti
Push-Nachrichten und Empfehlungslisten verleiten Anlage-Einsteiger nach Einschätzung der Aufseher dazu, häufig Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Dazu trage auch das bunte, spielerische Design der App bei. Kaufen Nutzer ein Wertpapier, regnet es beispielsweise Konfetti über den Bildschirm. Die Aufseher kritisieren zudem, dass die App vor allem in volatilen Marktphasen immer wieder ausgefallen ist. Die Nutzer waren also kurzzeitig vom Börsengeschehen abgeschnitten und konnten Aktien womöglich nicht rechtzeitig verkaufen. Die US-Wertpapieraufsicht hat deshalb rechtliche Schritte gegen Robinhood eingeleitet.

Laut William Galvin, Chefaufseher in Massachusetts, ist das Fintech dazu verpflichtet, seine Kunden und deren Geld zu schützen, und kommt dieser Pflicht nicht ausreichend nach. "Dies wie ein Spiel zu behandeln und junge und unerfahrene Kunden zu locken, um immer mehr Trades zu machen, ist nicht nur unethisch, sondern liegt auch weit hinter den Standards zurück, die wir in Massachusetts verlangen", zitiert ihn die SZ. So habe ein unerfahrener Anleger binnen sechs Monaten mehr als 12.700 Mal mit Aktien gehandelt. (fp)