Anleger haben in den drei Monaten Mai, Juni und Juli in Summe mehr als 130 Millionen Euro aus den fünf Fonds des Nachhaltigkeitsspezialisten Ökoworld abgezogen. Das geht aus Daten des Analysehauses Morningstar hervor, die FONDS professionell ONLINE ausgewertet hat. Die Abflüsse entsprechen gut vier Prozent des Ende April verwalteten Vermögens des Asset Managers und liegen damit mehr als drei Mal so hoch wie im Schnitt der entsprechenden Morningstar-Kategorien (siehe Grafik).

Das Mittelaufkommen im genannten Zeitraum ist interessant, weil der mittlerweile geschasste Ökoworld-Chef Alfred Platow Anfang Mai mit dem Angebot, mögliche Strafgebühren für die sogenannten Klimakleber zu übernehmen, für Schlagzeilen gesorgt hatte. Obwohl Platow schnell zurückruderte, wurde die Aktion von einigen Investoren heftig kritisiert. Im Mai hatte es signifikante Abflüsse aus einigen Ökoworld-Fonds gegeben, insbesondere aus Anteilsklassen für institutionelle Anteilsklassen.

Sortiert nach Fondsvolumen; Grafik: FONDS professionell; Quelle: eigene Berechnungen mit Daten von Morningstar Direct

"Tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten"
Seinerzeit begründete der Asset Manager das Minus mit anderen Effekten – von Investoren, die wegen der Klimakleber-Ankündigung Geld abgezogen hätten, sei dem Unternehmen nichts bekannt. Auf eine erneute Anfrage von FONDS professionell ONLINE zu den anhaltenden Abflüssen in den darauffolgenden Monaten hieß es, man wolle das Mittelaufkommen nicht erneut kommentieren.

Anfang August hatte sich das Unternehmen überraschend von seinem Gründer getrennt: Der Ökoworld-Aufsichtsrat entband den 76-Jährigen einstimmig und mit sofortiger Wirkung von seinem Amt. Seine Aufgaben übernahmen die übrigen, deutlich jüngeren Vorstandsmitglieder. In einer Adhoc-Mitteilung begründete der börsennotierte Asset Manager den Schritt mit "tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten (…) über die Führung der Geschäfte". Die Abberufung erfolge "aus wichtigem Grund".

Welche Rolle Platows verunglückte Klimakleber-Ankündigung dabei spielte, ist offen – das Unternehmen äußert sich dazu nicht. Die harte Entscheidung, zu der sich der Aufsichtsrat gezwungen sah, deutet aber darauf hin, dass es weitere Punkte gab, die für diesen Schritt sprachen (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Ökoworld ist wieder nachhaltig"). (bm)